Das Jahr 1905 begann in Rußland mit Blutvergießen, als der Zar am 9. Januar eine große Arbeiterdemonstration zusammenschießen ließ. Gorkij schrieb am Abend des selben Tages an seine geschiedene Frau: "Also - die russische Revolution hat begonnen, meine Liebe, wozu ich Dir aufrichtig und allen Ernstes gratuliere. Lassen wir uns nicht durch die Toten beirren - nur Blut hilft, die Geschichte mit neuen Farben neu anzustreichen." In der Tat endete das Jahr 1905, wie es begonnen hatte, als die Moskauer Textilarbeiter ihr Blut unter roten Fahnen auf den Barrikaden des Moskauer Dezemberaufstandes vergossen. Dazwischen lagen Monate geprägt von Streiks, Bauernunruhen, Nationalitätenkonflikten, aber auch nie gekannter politischer Mobilisierung aller Schichten der Bevölkerung. Die Autokratie befand sich in der Defensive und auf dem Höhepunkt des gesellschaftlichen Protestes mußte Nikolaus II. im Oktobermanifest ein Parlament und bürgerliche Rechte zugestehen. 1906 und 1907 gelang es den Herrschenden zwar wieder, das Heft des Handels in die Hand zu bekommen, Proteste gewaltsam zu unterdrücken und den parlamentarischen Aufbruch Rußlands in enge Schranken zu weisen.
Dennoch sind sich Zeitgenossen wie Historiker einig, daß die Revolution von 1905 eine "Generalprobe" (Lenin) der Revolutionen von 1917, die die Welt veränderten, bildete. Auch Trockij schrieb rückblickend: "Der Prolog enthielt alle Elemente des Dramas, nur nicht bis ans Ende geführt." In diesem Sinne wird der Kurs zum einen die Inszenierung analysieren, die wichtigsten Handlungsstränge des Revolutionsdramas rekonstruieren und nach Akteuren und Akteurskonstellationen, Motiven und Erwartungen der Beteiligten fragen. Zum anderen gilt es, die Kontinuitätsthese zu diskutieren und zu fragen, ob Historikern aus einhundertjähriger Distanz die Entwicklung von 1905 zu 1917 immer noch alternativlos erscheinen sollte.
Parallel zu dieser Veranstaltung wird ein Lektürekurs zur Revolution von 1905 angeboten, der ein vertieftes Studium zeitgenössischer Quellen und Einschätzungen ermöglicht.
Manfred Hildermeier: Die Russische Revolution 1905-1921. Frankfurt a. M. 1988 (bes. S. 14-132); Orlando Figes: Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der Russischen Revolutionen von 1891 bis 1924. Berlin 1998 (bes. S. 23-329).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | |||||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | |||||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Wahl | 4 | |||
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | |||||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | |||||||
Osteuropäische Studien / Magister | Nebenfach |