In dieser ersten Phase der Lehrforschung sollen in aller Kürze die gesamtwirtschaftlichen Veränderungen in Polen und deren soziale Folgen seit der Wende von 1989/90 diskutiert werden: hier besonders die Schwierigkeiten der Umstellung auf die Marktwirtschaft, Privatisierungsstrategien, aber auch die Auswirkungen auf soziale Differenzierung, insbesondere Arbeitslosigkeit und Armut auf dem Lande. Für diesen Zweck sollen neuere Statistiken zu regional- und gesamtwirtschaftlichen, sowie demographischen Veränderungen ausgewertet werden. Die Ergebnisse dieses ersten Teiles sollen dann im Zusammenhang theoretischer Konzepte zur Pfadabhängigkeit der Transformation in Polen diskutiert werden.
Im nächsten Teil der Veranstaltung soll in einer Fallstudie von Nordostpolen die Veränderung materieller Lebensverhältnisse auf dem Lande untersucht werden. Hierfür ist nach der Auswertung der üblichen Statistik zur Situation der Landwirtschaft und zur räumlichen Verteilung von Prozessen sozialen Wandels folgenden Fragen nachzugehen: Mit welchen Deutungsmustern wird soziale Differenzierung wahrgenommen? Welche ökonomischen und sozialen Strategien zur Bewältigung von Arbeitslosigkeit und Armut zeichnen sich ab? Wie werden mit dem Ziel der Armutsbewältigung soziale Ressourcen mobilisiert, vor allem alte soziale Netzwerke restrukturiert? Kommt es in diesem Zusammenhang zu einer Ethnisierung sozialer Beziehungen? Welche Rolle spielt die Herausbildung regionaler Identität? In welcher Weise überleben Einstellungsmuster aus der Zeit des Sozialismus? Welche marktwirtschaftlichen Werte überfordern den einzelnen? Welche Modalitäten und Aushandlungsprozesse regeln die Bewältigung manifester und latenter sozialer Konflikte in der Dorfgesellschaft?
Im letzten Teil der Veranstaltung soll möglichst eine thematische Eingrenzung der bevorstehenden Erhebungen im Felde vorgenommen werden, sodann eine sorgfältige Diskussion der qualitativ orientierten Methoden empirischer Sozialforschung, wie sie im Sommer 04 während der Lehrforschung zur Anwendung kommen sollen. In diesem Zusammenhang sollen die besonderen sozialen und kulturellen Probleme des zu erwartenden Dorflebens, dann aber auch die Anforderungen an teilnehmende Beobachtung und qualitative Interviews als zentrale Methoden in der spezifischen dörflichen Erhebungssituation in Nordostpolen Berücksichtigung finden.
Im übrigen ist daran gedacht, die Teilnehmer/innen der Erhebungsphase im Sommer 04 in einem Dorf unterzubringen, das nach der Auflösung/Privatisierung eines Staatsgutes von den Folgen der Transformation in besonderer Weise betroffen ist.
Die Workshops (mit dem Ziel der Diskussion von Zwischenergebnissen)sollen nach Möglichkeit zusammen mit Studierenden der Soziologie an der Universität Warschau durchgeführt werden.
KRASNODEBSKI, Zdzislaw/K. Städtke/S. Carsztecki (Hg.) Kulturelle Identität und sozialer Wandel in Osteuropa: Das Beispiel Polen. Hamburg 1999.
HANN, Christopher (Hg.):Postsozialismus: Transformationsprozesse in Europa und Asien aus ethnologischer Perspektive. Frankfurt/Main (Campus) 2002.
KOLLMORGEN, Raj/Heiko Schrader (Hg.): Postsozialistische Transformationen: Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur. Theoratische Perspektiven und empirische Befunde. Würzburg (Ergon) 2003.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 8-12 | K5-128 | 22.04.-29.07.2004 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Sachunterr.Gesellschaftslehre / Lehramt Primarstufe | A1; A3; B4 | Wahlpflicht | geöffnet nur für Examenskandidaten nach vorheriger Absprache mit dem Dozenten HS | ||||
Sachunterr.Naturwiss./Technik / Lehramt Primarstufe | A6 | Wahlpflicht | geöffnet nur für Examenskandidaten nach vorheriger Absprache mit dem Dozenten HS | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.5 | Wahlpflicht | HS |