221070 Lektüre von Quellen zur Geschichte der Juden und des Antisemitismus in Westfalen (Ü) (WiSe 2001/2002)

Der Gedenkstein in der Lübbecker Andreaskirche erinnert - anscheinend ohne Wertung - daran, diese Kirche sei im Jubeljahr 1350, "als die Pest war und die Juden getötet wurden", erweitert worden. Die "Judenbuche" von Annettte von Droste-Hülshoff, der Klassiker für bäuerliche Juden-feindschaft, spielt in einem westfälischen Dorf. Minden-Ravensberg war ein Zentrum der antisemitischen Stoecker-Bewegung. Dennoch entbrannte jüngst unter westfälischen Kirchenhistorikern eine scharfe Kontroverse darüber, ob es richtig sei, die Geschichte der Juden in Westfalen im Kern als eine Geschichte der Verfolgung zu schreiben und als Vorgeschichte des Holocaust zu deuten, oder ob diese Ge-schichte noch ganz andere Lesarten enthält, die bei dieser Sichtweise ausgeblendet werden. Diese Grundfrage, die nicht nur für Westfalen zu stellen ist, soll diese Übung be-gleiten. Die Quellenlage ist für unsere Region vorzüglich. Ein Besuch des Institutum Judaicum in Münster ist vorgesehen. Die Übung soll an dieser Thematik zugleich das Handwerks-zeug für die Arbeit mit neuzeitlichen handschriftlichen Quel-len vermitteln

Literaturangaben

Michael Zimmermann (Jrsg.): Geschichte der Juden im Rheinland und in Westfalen, Mainz 1998: Joachim Meynert: Was vor der "Endlösung" geschah - Antisemitische Ausgrenzung und Verfolgung in Minden-Ravensberg; Monika Minninger u.a.: Einwohner - Bürger - Entrechtete - Sieben Jahrhunderte jüdisches Leben im Raum Bielefeld, Bielefeld 1988; Kontroverse zwischen Diethard Aschoff und Günter Birk-mann im Jahrbuch für Westfäl. Kirchengesch. Bd. 95/2000, S. 207-256.