300451 Krise und Soziale Bewegungen (S) (SoSe 2022)

Mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie ist der Begriff der Krise wieder vermehrt in das Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. Die Pandemie wirft Fragen auf, die über den Infektionsschutz hinausgehen und sich auf (bestehende und entstehende) gesellschaftliche Ungleichheiten oder politische Polarisation und demokratische Partizipation ausweiten. Dies beeinflusst die Möglichkeiten und Prioritäten politischen Engagements und stellt soziale Bewegungen vor neue Herausforderungen. Besonders deutlich ließ sich dies bereits in der ersten Phase erkennen – so wurden beispielsweise durch Maßnahmen wie des social distancing politische Partizipation und Protest im öffentlichen Raum in ihren gewohnten Bewegungsformen unterbrochen. Soziale Bewegungen reagierten unter anderem mit der Organisierung konkreter Solidarität oder digitalen Protesten andere wiederum verstießen bewusst dagegen.

In diesem Seminar soll der Blick auf das Wechselverhältnis von Krisen und sozialen Bewegungen in der jüngeren Vergangenheit gerichtet werden und der Frage nachgegangen werden, ob unterschiedliche Formen der Krise mit jeweils neuen Protesten und Bewegungen einhergeht oder sich übergeordnete Tendenzen und Muster abbilden. Das Seminar beschäftigt sich dafür zum einen mit den unterschiedlichen Reaktionen von Sozialer Bewegungen auf die Pandemie- Krise und zum anderen mit den Protesten und sozialen Bewegungen im Zuge der Finanzkrise 2008, wie zum Beispiel die großen Platzbesetzungen der Indignados 2011 in Madrid. Entlang empirischer Beispiele und Analyse aus der Sozialen Bewegungsforschung sollen (Dis-) Kontinuitäten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen zwei sehr unterschiedlichen Formen der Krise und den entsprechenden Protesten und Bewegungen diskutiert werden. Der geographische Schwerpunkt liegt dabei auf Südeuropa, eine Bereitschaft zum Lesen englischer Texte ist Voraussetzung für das Seminar.