Inmitten aktueller gesellschaftlicher Debatten, die von zunehmender Polarisierung geprägt sind, widmet sich das Seminar „Antirassismus im Konflikt – Die Debatte um Antisemitismus und Postkolonialismus“ in einem brisanten und zugleich komplexen Spannungsfeld der Frage, wie postkoloniale Rassismuskritik und Antisemitismuskritik in Theorie und Praxis zueinander stehen.
Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit für die konfliktive Beziehung zwischen Antisemitismus und Postkolonialismus und zwischen der Erinnerung an Kolonialismus und den Holocaust sind die Ausladung des jüdischen Philosophen Omri Boehm als Redner bei der Buchenwald-Gedenkfeier 2025, die antisemitischen Motive auf der Documenta fifteen 2022 oder die Ausladung des postkolonialen Theoretikers und Philosophen Achille Mbembe von der Ruhrtriennale 2020.
Das Seminar soll einen Raum bieten, um diese Debatten differenziert zu analysieren, verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Narrative zu berücksichtigen und eigene Positionen zu entwickeln.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, wie universitäre Bildung ein Bewusstsein für diese Konfliktlinien schaffen und zur kritisch-konstruktiven Dialogfähigkeit beitragen kann. Die Herausforderung besteht darin dies zu tun, ohne Erinnerungs- und Opferkonkurrenzen zu bestärken, ohne Antisemitismusbekämpfung und Dekolonialisierung gegeneinander auszuspielen, aber auch ohne das Ausweichen vor schwierigen Fragen.
Ein Konzept dafür bietet der Ansatz der multidirektionalen Erinnerung von Michael Rothberg. Eine multidirektionale Pädagogik versucht, verschiedene Erinnerungen und Perspektiven hinsichtlich eines historischen Ereignisses zu respektieren und in einen Austausch zu bringen, anstatt eine einzelne dominante Erzählung zu forcieren und diese als universell zu setzen.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen folgende Fragen:
- Was kennzeichnet die Debatte über Antisemitismus und Postkolonialismus?
- Inwiefern stehen Antisemitismuskritik und postkoloniale Rassismuskritik in einem Spannungsverhältnis zueinander – historisch, politisch, epistemologisch?
- Wie lassen sich die Verbrechen der Shoah und kolonialer Gewalt historisch, moralisch und politisch zueinander ins Verhältnis setzen, ohne in eine Hierarchisierung, Relativierung oder Konkurrenz der Verbrechen und der Opfer zu verfallen?
- Welche Rolle spielt der Nahostkonflikt in der Verschärfung dieser Debatten?
- Der Terrorangriff der Hamas im historischen Kontext – ein Anfang der kein Anfang war?
- Begeht Israel in Gaza aber auch im Westjordanland schwere Völkerrechts- und Kriegsverbrechen, von der Errichtung eines Apartheidsystems über ethnische Säuberung bis hin zum Völkermord?
- Sind Antizionismus und die BDS-Bewegung antisemitisch?
- Werden palästinensische Stimmen und Positionen in Deutschland durch eine autoritäre Antisemitismuskritik zum Schweigen gebracht?
- Ist die Kritik an den postkolonialen Studien berechtigt, dass diese antisemitisch seien und Israel lediglich als eine Besatzungsmacht und als einen kolonialen Staat sehen würden?
- Was kann eine multidirektionale und multiperspektivische Perspektive auf die Debatte um Antisemitismus und Postkolonialismus leisten?
- Wie könnte eine multidirektionale Pädagogik aussehen?
- (Post)migrantische Bündnisse: Wie lassen sich die Kämpfe gegen Antisemitismus und (antimuslimischen) Rassismus verbinden?
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/studiendekanat/studienorganisation/platzvergabe/
Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft im WiSe 2025/26
M.Ed. UFP: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Education, Unterrichtsfach Pädagogik im WiSe 2025/26
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 14-16 | 14.10.2025-03.02.2026 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME3 Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-ME3-IT Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-UFP6-C Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.