Neben der Global- und Verflechtungsgeschichte, die den Horizont der Geschichtswissenschaft eher mit exemplarischen Tiefenbohrungen erweitert, steht die als Genre sehr alte, nämlich in Gestalten wie Poseidonios, Diodor und Orosius bis in die Antike zurückreichende Universalgeschichte bemerkenswerterweise wieder in Blüte. Oft als empiriefern, idealistisch-schöngeistig, mechanistisch, teleologisch oder krypto-eurozentrisch geschmäht, haben Gesamtentwürfe der Menschheitsgeschichte aus einer einzigen Feder (also nicht als Sammelwerke) immer ihr Publikum gefunden. In Fortsetzung einer Kontroverse des 19. Jahrhunderts bieten sie oft eher Kultur- und Zivilisationsgeschichte und grenzen sich ab von der Geschichte der Staaten und ‘großen Männer’. Neuere Entwürfe von „Big History“ betten den Menschen in die Naturgeschichte vom Urknall bis ins Anthropozän ein und erzählen seine Geschichte als Geschichte von Sprache und Kommunikation, von Technik und Naturbewältigung, von Ressourcenmobilisierung, Herrschaft und Macht, und neuerdings wieder als Wettlauf des Westens und der ‘Anderen’ – an die Stelle von Aufstieg, Blüte und Niedergang sind Kategorien wie Vorsprung und Stagnation getreten.
In vielen der nennenswerten Gesamtentwürfe, von Oswald Spengler („Der Untergang des Abendlandes“, 1918) bis Ian Morris („Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden, 2011), spielt das Altertum eine wesentliche Rolle, aus ganz verschiedenen Gründen. Wir werden uns im Seminar mit den einzelnen Autoren und Werken befassen, sie kontextualisieren und die hinter ihren Entwürfen stehenden Konzepte so klar wie möglich herauszuarbeiten suchen. Gelesen bzw. vorgestellt werden sollen schwerpunktmäßig größere Ausschnitte zum Altertum. Aus praktischen Gründen ist die Auswahl auf deutschsprachige bzw. ins Deutsche übersetzte (Toynbee) Autoren beschränkt; wer sich aber etwa mit den höchst einflußreichen Arbeiten von William McNeill befassen möchte, kann das gern tun!
Die Grundmodule sollten abgeschlossen und ein gewisser Überblick zur Geschichte des Altertums vorhanden sein.
Eine Liste mit genauen Angaben zu den behandelten Werken wird zu Beginn des Seminars bereitgestellt. – Ferner: Joseph Vogt, Wege zum historischen Universum. Von Ranke bis Toynbee, Stuttgart 1961; Ernst Nolte, Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert. Von Max Weber bis Hans Jonas, Berlin 1991; Wolfgang Hardtwig, Philipp Müller (Hgg.), Die Vergangenheit der Weltgeschichte. Universalhistorisches Denken in Berlin 1880–1933, Göttingen 2010; Ernst Schulin (Hg.), Universalgeschichte, Köln 1974; Jürgen Osterhammel, Alte und neue Zugänge zur Weltgeschichte, in: ders. (Hg.), Weltgeschichte (Basistexte), Stuttgart 2008, 9-32; Ernst Schulin, Universalgeschichte und abendländische Entwürfe (2002), in: ebd., 49-63; Patrick Manning, Investigating World History. Historians Create a Global Past, New York 2003. – Speziell zur Antike und althistorischen Beiträgen: Christoph R. Hatscher, Alte Geschichte und Universalhistorie. Weltgeschichtsliche Perspektiven aus althistorischer Sicht, Stuttgart 2003.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Module | Course | Requirements | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Historiographie | Student information | |
22-B4-HM Profilmodul Geschichtswissenschaft (für Studierende mit Kernfach / Nebenfach Geschichte) | Seminar | Graded examination
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Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKF4b; BaRK5g |
In den FsB und Modulhandbüchern finden sich Informationen, ob Studienleistungen (nur gültig für Studienmodell 2011)/Einzelleistungen/Modul(teil)prüfungen vorgesehen sind, und welche Anforderungen hierfür bestehen.
Als Studienleistungen sind eine größere mündliche Präsentation (mit Tischvorlage) und 2-3 kleinere Recherche- oder Zusammenfassungsaufgaben vorgesehen.