230109 Mobile SHERLOCK. Transmediale Vernetzung als Erzählkonzept der BBC-Fernsehserie (S) (SoSe 2017)

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Mit der britischen TV-Serie Sherlock wurde der erfolgreichste Versuch gestartet, die schon vielfältig transmedial reinszenierte Figur des Meisterdetektiven Sherlock Holmes – entworfen von Arthur Conan Doyle – ins 21. Jahrhundert zu transferieren. Er selbst und seine Mitstreiter wie Gegner werden radikal gegenwärtig gezeichnet – und doch vertrauen die Gestalter der Serie auf die alten Erzählungen, deren Plotstruktur allerdings extrem dynamisiert, zum Teil invers umgesetzt wurde und deren neue Präsentati-onsformen nun avancierte Filmtechnik bietet. Sherlock nutzt und vernetzt alle Kanäle, um seine Deduktionen zu unterstützen – digital wie analog –, aber er ist ein Soziopath, der nicht in die Gesellschaft zu integrieren ist: Ein post-postmodernes Genie, dem nur mit Mühe eine Freundschaft gelingt, der emotionale Kälte und die Lust des Denkens als Kompensationen braucht für die Vereinsamung, in die er gerät. Doch im Fortgang der Narration wird hier die Komplexität verantwortlichen Handelns – etwa in Zeiten des Terrors und der Neuen Kriege – auf eine Weise durchgespielt, welche die realen Probleme nicht vereinfacht und als letztlich nicht klar zu entscheidende benennt. Der Wertewandel, der sich in Fragen der Moral abzeichnet, trifft auch auf die Kategorie Gender zu: erstaunlich, wenn man die Männerdominanz betrachtet, mit welcher der transmediale Serienheld Sherlock Holmes im späten 19. Jahrhundert einst gestartet war.
Sherlock ist ein Außenseiter mit einer ebenso fragilen wie multiplen Persönlichkeitsstruktur. Als Psy-chopath manipuliert er andere kaltblütig, als Borderliner reagiert er impulsiv und als ehemaliger Drogen-konsument mit Rückfallgefahr handelt er gezielt gegen sich selbst. Aus klinischer Perspektive könnte der Privatdetektiv auch ein Autist sein, unfähig, die Gefühle anderer zu verstehen, aber ausgestattet mit einer kognitiven Inselbegabung. Das sensation seeking, die Manipulation anderer und die Drogen sprechen allerdings eher für Psychopathie – was der selbsternannte Soziopath freilich weit von sich weist. Und auch Dr. Watson ist ein Versehrter in vielfältiger Hinsicht: nicht nur als Veteran des Afghanistan-Krieges. Dessen Beinverletzung ist seelisch bedingt, wie wir erfahren, geht zurück auf eine Traumatisierung im Krieg, die ihn psychisch belastet bis in die Falluntersuchungen mit Holmes. Die Klarheit des analytischen Verfahrens soll überdecken, was beim Doktor der Medizin weiterhin ungelöst in seinem Inneren schwelt.
Doch die Rehabilitation des logischen Schließens macht den Geniezug beim Protagonisten Holmes aus. Rationalität (und Schnelligkeit) sind Fähigkeiten, die ihn aus der Masse herausheben, zugleich aber an den Rand drängen. Die Andersartigkeit wird markiert durch die Schärfe des Intellekts, die anderen fehlt. Holmes bedient sich ganz konventioneller Mittel, seine Fälle anzugehen. Er ist mobil und heutig durch die exzessive Nutzung von Medien. Darin folgt ihm auch Watson – wie weite Teile der Zuschauerschaft. Aber wie er das mobile phone oder den Laptop und mit beiden Geräten das Internet gebraucht, unterscheidet ihn deutlich. Sie werden sein Instrument, Teil seiner (zweckinstrumentellen) Rationalität.

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23-LIT-M-LitINT Intensivierung Aufbaumodul Lehrveranstaltung 1 Study requirement
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Aufbaumodul Lehrveranstaltung 2 Study requirement
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Aufbaumodul Lehrveranstaltung 3 Study requirement
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Profilmodul Lehrveranstaltung 2 Study requirement
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23-LIT-M-LitPM2 Profilmodul II: Literatur, Kultur, Wissen Lehrveranstaltung 1 Graded examination
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23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien Lehrveranstaltung 1 Graded examination
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23-LIT-M-MGS-wp Wahlpflichtmodul Literaturwissenschaft Lehrveranstaltung 1 Graded examination
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Lehrveranstaltung 2 Study requirement
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23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur Lehrveranstaltung I Graded examination
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Lehrveranstaltung II Study requirement
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Lehrveranstaltung III Study requirement
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Lehrveranstaltung IV Study requirement
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30-MeWi-HM4 Methoden der Medienforschung Lehrveranstaltung I Graded examination
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Lehrveranstaltung II Study requirement
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Lehrveranstaltung III Study requirement
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