Manche soziologischen Texte lassen bereits mit ihren Titeln („Die Risikogesellschaft“, „Beschleunigung“, „Die Gesellschaft der Singularitäten“, „Die Abstiegsgesellschaft“ usw.) erkennen, dass sie nicht nur soziologische Fachkolleg*innen, sondern auch die breitere Öffentlichkeit interessieren sollen. In dem Seminar verstehen wir Gegenwartsdiagnosen als ein Textgenre mit spezifischen Eigenschaften, die sich an einzelnen Gegenwartsdiagnosen identifizieren lassen. Dieses Verständnis erlaubt es uns, Gegenwartsdiagnosen selbst aus (wissens-) soziologischer Perspektive zu analysieren.
Das Seminar gliedert sich in zwei größere Teile. Im ersten Teil erarbeiten wir uns anhand neuerer Forschungsliteratur ein grundlegendes Verständnis des Genres. Wir fragen: Welche Eigenschaften machen einen Text eigentlich zur „Gegenwartsdiagnose“? Wodurch unterscheidet sich das Genre der Gegenwartsdiagnosen von verwandten Genres wie der Gesellschaftstheorie? Welche Eigenschaften lassen sich als Stärken und Schwächen, als Vor- und Nachteile des Genres deuten? Im zweiten Teil nehmen wir eine kleine Auswahl von Gegenwartsdiagnosen genauer unter die Lupe und vergleichen sie miteinander; hier besteht dann auch Gelegenheit für die Seminarteilnehmer*innen, selbst kleinere empirische Untersuchungen durchzuführen.
Lernziele und Kompetenzen: Im Seminar machen Sie sich mit soziologischen Gegenwartsdiagnosen als einem Genre der Soziologie und mit der innerfachlichen Forschungsdiskussion über dieses Genre vertraut. Sie erproben, einen (wissens-)soziologischen Blick auf die Produktion und Rezeption wissenschaftlichen Wissens zu werfen. Durch die zweiteilige Studienleistung erhalten Sie die Gelegenheit, die Arbeit an und die Diskussion über Fachtexte zu üben sowie im kleinen Rahmen selbst forscherisch tätig zu werden.
Alle Texte zu den einzelnen Sitzungen sowie weiterführende Lektüre finden Sie im Lernraum zum Seminar hinterlegt.
Zur Einführung empfohlen:
- Bogner, Alexander (2018): Gesellschaftsdiagnosen, 3., überarb. Auflage, Weinheim: Beltz Juventa.
- Osrecki, Fran (2011): Die Diagnosegesellschaft: Zeitdiagnostik zwischen Soziologie und medialer Popularität, Bielefeld: Transcript.
- Schimank, Uwe/Ute Volkmann (2019): Gesellschaftstheorie und Gegenwartsdiagnosen. Verhältnisbestimmungen und Themenpanorama, in: Thomas Alkemeyer, Nikolaus Buschmann, Thomas Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen. Kulturelle Formen gesellschaftlicher Selbstproblematisierung in der Moderne, Bielefeld: Transcript, S. 235-255.
- Volkmann, Ute (2015): Soziologische Zeitdiagnostik. Eine wissenssoziologische Ortsbestimmung. In: Soziologie 44 (2), S. 139–152
- Meyhöfer, Frank; Werron, Tobias (2022): Gegenwartsdiagnosen. Ein öffentliches Genre der Soziologie. In: Mittelweg 36 31 (2), S. 17–38
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M4 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Grundsätzlich wird die Bereitschaft aller Teilnehmer*innen zur Textlektüre vorausgesetzt. In der ersten Seminarsitzungen besprechen wir Anforderungen und Ablauf der Studien- und Prüfungsleistung ausführlich; diese Informationen finden Sie dann auf dem Seminarplan im Lernraum.
Die Studienleistung ist entsprechend des Seminarprogramms zweigeteilt und kann je nach Anzahl der Teilnehmer*innen in Kleingruppen (2-3 Personen) erbracht werden. Im ersten Teil des Seminars wählen Sie eine Sitzung aus, zu der Sie sich in Form eines vorbereiteten kurzen ‚Statements‘ in die Diskussion einbringen bzw. daran mitwirken, diese in Gang zu bringen. Im zweiten Teil werden Sie selbst ein wenig forscherisch tätig und präsentieren einen 'Recherchebericht', d. h. fassen zusammen, welches Material Sie selbständig recherchiert haben und wie sie es im Lichte unseres gemeinsamen Forschungszusammenhangs des Seminars interpretieren.
Zum Erwerb der (zusätzlichen) CPs für die Prüfungsleistung können Sie eine wissenschaftliche Hausarbeit zum Seminarthema schreiben. Beide Teile der Studienleistung dienen Ihnen dabei idealerweise als Vorbereitung.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: