361008 Mentalisierung, Attachment und Glaubensentwicklung (BS) (WiSe 2007/2008)

Während Bindungstheorie (Attachment theory) und Psychoanalyse in der Religionspsychologie noch gegeneinander ausgespielt werden, erlaubt das Konzept der Mentalisierung längst einen Brückenschlag zwischen beiden Forschungstraditionen.
Mit Mentalisierung ist der Prozeß gemeint, der uns erkennen lässt, dass unsere Erfahrung der Welt durch unser Innenleben vermittelt wird. Vereinfacht ausgedrückt befähigt Mentalisierung, über das eigene Innenleben nachzudenken und anderer Menschen Gedanken und Gefühle zu »lesen«. Diese Fähigkeit entwickelt sich ab dem Säuglingsalter dann, wenn Affektäußerungen aufgenommen und angemessen »widergespiegelt« werden. Die Entwicklung dieses Reflexionsvermögens und eines stabilen Selbst hängen von einer gelungenen Bindung ab.
In diesem Seminar soll erkundet werden, was dieses integrative Konzept zum Verständnis von Glaubensentwicklung und Religiöser Stile beitragen kann. Wir werden Glaubensentwicklungsnarrative der Forschungsstelle Biographische Religionsforschung auswerten, um dies an konkreten Beispielen zu erproben.

Literaturangaben

James W. Fowler, Heinz Streib. & Barbara Keller (2004). Manual for Faith Development Research, 3rd edition, Atlanta; Bielefeld: Center for Research in Faith and Moral Development; Research Center for Biographical Studies in Contemporary Religion.

Peter Fonagy / György Gergely / Elliot L. Jurist / Mary Target (2006)
Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst.
Stuttgart: Klett-Cotta:
1. Kapitel: Bindung und Reflexionsfunktion: ihre Bedeutung für die Organisation des Selbst
6. Kapitel: "Mit der Realität spielen": Entwicklungsforschung und ein psychoanalytisches Modell der Subjektivitätsentwicklung.

Tilmann Habermas (2006) Who speaks? Who looks? Who feels? Point of view in autobiographical narratives. International Journal of Psychoanalysis, 87, 497-518.

Patrick Luyten & Jozef Corveleyn (2006) Attachment and Religion: The need to leave our secure base: A comment on the discussion between Granquist, Rizzuto, and Wulff, The International Journal for the Psychology of Religion, 17(2), 81-97.

Weitere Literatur wird zu Seminarbeginn angegeben.