361022 Magische Welt? Magie und Religion in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter (Grundfragen der Religions- und Pastoralpsychologie) (S) (SoSe 2004)

Psychologen und Psychoanalytiker sprechen von der "magischen Welt des Kindes" (Fraiberg) und schreiben dem kindlichen Denken magische, animistische und artifizialistische Vorstellungen zu (Piaget), die auch die religiöse Vorstellungswelt beeinflussen. Wenn dies zutrifft, sollten künftige ReligionslehrerInnen sich damit befasst haben. Die Frage jedoch ist auch die, ob die magische Welt mit der Kindheit abgelegt wird, oder ob und wie sie eine Fortsetzung im Jugend- und Erwachsenenalter hat (die Attraktivität vieler Gesundheits- und Lebensdeutungsangebote sprechen eher für eine Kontinuität der Magie). Dies ist nicht ohne Belang für die Religion(spsychologie), wirft jedoch einige Probleme auf, die diskutiert werden müssen: Magie und Religion sind wie zwei Schwestern. Sie haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dies wird in den Wissenschaftsdisziplinen sehr unterschiedlich gesehen: Aus der Perspektive der Psychologie (wie auch der Soziologie) wird die teils schroffe Abgrenzung der Magie von der Religion, die wir teilweise in der Theologie finden, in Frage gestellt. Dabei haben wir (nicht nur, aber besonders) bei diesem Thema ein Verständigungsproblem zu bearbeiten: für die einigermaßen etablierten theologischen und religionstheoretischen Begriffe von Magie (und von Religion) müssen die entsprechenden aktuellen Phänomenbeschreibungen in der psychologischen Wissenschaft identifiziert werden.