300852 Leben und Denken in finsteren Zeiten: Hannah Arendts Werk und Zeit (S) (SoSe 2025)

Das interdisziplinäre Seminar versteht sich als Einführung in Leben, Werk und Zeit der politischen Theoretikerin Hannah Arendt (1906-1975), einer der umstrittensten und zugleich wirkungsmächtigsten Denkerinnen und öffentlichen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Die Faszination mit Arendts Person, ihrer jüdischen Exil- und Intellektuellengeschichte ist ungebrochen, wie die neue Biografie von Thomas Meyer (2023), die nunmehr bereits in der 4. Auflage erschienen ist, zeigt. Auch ihre theoretischen Arbeiten – wie Klassiker wie The Origins of Totalitarianism (1951) – werden weiterhin neu aufgelegt und bieten einen Resonanzraum für aktuelle Fragestellungen der Zeitgeschichte und Politik.
Anhand ausgewählter kürzerer Texte und Essays sowie exemplarisch anhand eines ihrer Hauptwerke The Origins of Totalitarianism (1951)/ Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1955) führt das Seminar in die Grundkategorien des Arendt’schen Denkens ein. Gleichzeitig wird versucht, Arendts Denkbewegung vor dem Hintergrund der für sie einschneidenden historischen Ereignisse und gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu kontextualisieren. Arendts Biografie dient daher auch als Sonde für die Erforschung transnationaler intellektueller deutsch-jüdischer Erfahrung und ihrer Brüche sowie der Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust. Dabei werden die Verflechtungen zwischen Deutschland, den USA und Israel berücksichtigt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rolle, die die politische Tradition der USA in Arendts Denken spielt.

Lernziele:
• Einführung in Hannah Arendts Leben, Werk und die historischen Kontexte, die ihr Denken konstituiert haben.
• Auseinandersetzung mit zentralen Konzepten von Arendts politischer Theorie, besonders Totalitarismus und Antisemitismus, Macht und Gewalt, Freiheit, Handeln, Denken und Urteilen.
• Vertieftes Verständnis der transnationalen Verbindungen in Arendts Biografie und ihrer intellektuellen Perspektiven auf die Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust.
• Förderung der Fähigkeit, Arendts Theorien auf gegenwärtige gesellschaftliche und politische Fragestellungen zu beziehen.
• Entwicklung von Diskussions- und Argumentationsfähigkeiten durch die aktive Teilnahme an Seminardiskussionen und Gruppenarbeiten.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Das Seminar richtet sich an alle interessierten Masterstudierenden sowie an fortgeschrittene Bachelorstudierende. Voraussetzung ist eine intensive Lesebereitschaft und die Bereitschaft, sich mit anspruchsvollen theoretischen Texten (auch auf Englisch) auseinanderzusetzen. Zudem wird eine kontinuierliche und aktive Teilnahme am Seminar erwartet. Dies umfasst die Mitarbeit in zwei studentischen Vorbereitungsgruppen, die in die Diskussionen mit kurzen Inputs einführen. Die Anforderungen für den Leistungsnachweis werden in der ersten Seminarsitzung besprochen.

Literaturangaben

Zur Einführung:

Wild, Thomas. Hannah Arendt: [Leben, Werk, Wirkung]. Orig.-Ausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2006.
Benhabib, Seyla. Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2006.
Vowinckel, Annette. Hannah Arendt. Leipzig: Reclam Leipzig, 2006.

Studienausgabe:
Arendt, Hannah. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus. Herausgegeben von Thomas Meyer. Mit einem Nachwort von Jens Hacke. München: Piper, 2023.