Jemand ruft: "Der Boden ist Lava!" und alle springen auf Tische, Stühle, Katzenmöbel … Niemand sollte mehr den Boden berühren, denn: DER IST LAVA! Jedenfalls wird so getan. Innerhalb eines So-Tun-Als-Ob-Spiels ist das, was außerhalb des Spiels ein stinknormaler Fußboden ist, eine leuchtende, heiße, brodelnde Masse; und die Tische, Stühle, Katzenmöbel … sind sichere kleine Inseln inmitten des tödlichen Magmas.
Aber was ist das? Die Katze! Auf dem Boden! Wenn sie sich nicht sofort auf eine sichere Insel rettet, wird sie verbrennen, denn: DER BODEN IST LAVA!
Kendall L. Walton zufolge liegt die Vereinbarung im Rahmen des Spiels, dass der Boden Lava ist, einer ganzen Reihe von fiktionalen Wahrheiten zugrunde. Aufgrund der Vereinbarung generiert der Boden fiktionale Wahrheiten: dass dort Lava ist; dass die Lava höhere Gegenstände umfließt; dass alles auf dem Boden von der Lava verbrannt wird; dass, wenn die Zimmertür offen ist, auch im Nebenraum Lava ist; vielleicht sogar dass, falls eine Treppe nach unten geht, die Lava auch in die untere Etage fließt; usw. usf. Der Boden ist Walton zufolge ein Prop (eine Requisite, aber das sagt niemand) in einem So-Tun-Als-Ob Spiel; und solche Props generieren fiktionale Wahrheiten, wobei fiktionale Wahrheiten solche sind, die Spielteilnehmer*innen sich im Rahmen des Spiels imaginativ vorstellen sollen. Sie generieren Imaginationsvorschriften.
Repräsentationale Kunstwerke (Romane, Gemälde, TV Serien, Filme, Comics, Theaterstücke, …) sind Walton zufolge auch Props, also Generatoren fiktionaler Wahrheiten. Ihre Rolle besteht darin, uns in So-Tun-Als-Ob-Spielen Imaginationsvorschriften zu liefern. Wenn wir einen Roman lesen, eine TV Serie schauen, ein Videospiel spielen, …, sollen wir uns das-und-das vorstellen, ähnlich wie im "echten" Spiel oben. Das macht solche Kunstwerke Walton zufolge zu Fiktionen. Beim Lesen eines Romans, welcher als Prop in einem So-Tun-Als-Ob-Spiel fungiert, sollen wir so tun als ob das, was da steht, der Wahrheit entspricht. Der Roman autorisiert gewisse So-Tun-Als-Ob-Spiele (und andere nicht); und sich auf diese (und nur diese) einzulassen, entspricht der vorgesehenen Verwendung des Romans als fiktionales Werk.
Kendall Waltons Buch Mimesis as Make-Believe ist ein absoluter Klassiker. Wer ernsthaft Kunstphilosophie oder Philosophie der Fiktion betreiben möchte, aber dieses Buch nicht kennt, kann gleich nach Hause gehen. Wir werden Teile dieses sehr dicken Buchs im Seminar lesen und diskutieren. Es ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher – daher freue ich mich sehr auf das Seminar!
DIES IST EIN FACHWISSENSCHAFTLICHES MASTER-SEMINAR.
An diesem Seminar können insgesamt maximal 10 Bachelor-Studierende teilnehmen. Für alle Studierenden, die regulär in einem Master Philosophie eingeschrieben sind, gilt keine Teilnehmendenbegrenzung.
Diese Veranstaltung ist konzipiert für Masterstudierende im Fach Philosophie. Andere Studierende der Philosophie können nur teilnehmen, wenn sie das Anmeldeverfahren durchlaufen und eine Zusage der Lehrperson bekommen haben. Zur Anmeldung senden Sie der Lehrperson eine E-Mail mit Angabe Ihres Namens, des Fachsemesters, in dem Sie sein werden, und mit einer Begründung, warum Sie an diesem Seminar teilnehmen wollen. Sie erhalten rechtzeitig Bescheid, ob Sie an der Veranstaltung teilnehmen dürfen.
Keine
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 8:30-10 | S0-149 | 07.04.-18.07.2025
nicht am: 21.04.25 / 09.06.25 |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.