Situative Selbstthematisierungen, über welche eine Person eine bestimmte Handlung, Verhalten oder Aussage als für sie „typisch“ anzeigt (wie etwa „Du kennst mich doch!“) bzw. verstanden wissen will, lassen sich in alltäglichen Kommunikationen immer wieder finden. Diese Selbstthematisierungen weisen über aktuelle Situationen hinaus auf die Identität einer Person, versuchen mögliche Irritationen aufzufangen. Gleichzeitig entsprechen sie aber noch nicht wirklicher biographischer Reflexion. Selbstbeschreibungen, welche reflexiv den Gesamtzusammenhang der eigenen Lebensgeschichte, Biographie (re-)konstruieren, sind keineswegs universal. In alltäglichen kommunikativen Situationen finden sich kontextgebundene, hingegen nur selten umfassendere Erzählungen der eigenen Lebensgeschichte. Für letztere bedarf es sogenannter „Biographiegeneratoren“ (Alois Hahn) als institutionalisierte Formen der Selbstthematisierung wie etwa Psychoanalyse, Tagebuch, heute seltener: Beichte oder auch qualitative Interviews.
Die Veranstaltung wird sich nun mit qualitativen (vorrangig narrativen, aber auch fokussierten) Interviewformen als Biographiegeneratoren im Sinne der rekonstruktiven Biographieforschung beschäftigen.
Die Priorität soll neben der Vermittlung der Grundlagen biographischer Interviewforschung vor allem auf der praktischen Anwendung, also der angeleiteten Konzeption und eigenständigen Durchführung, Transkription und interpretativen Analyse von Interviews liegen.
Die Veranstaltung teilt sich in ein
zweistündiges Seminar sowie ein zweistündiges Tutorium auf. Über die
genaue Anfangszeit des
Seminares (Alternativen zu 8 Uhr) werden wir in der ersten Sitzung
gemeinsam beraten.
Scheinbedingungen:
Brüsemeister, Thomas, „Narratives Interview“, in: Ders., Qualitative Forschung. Ein Überblick, 2., überarbeitete Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008, S. 99-149.
Bude, Heinz, „Lebenskonstruktionen als Gegenstand der Biographieforschung“, in: Gerd Jüttemann/Hans Thomae (Hrsg.), Biographische Methoden in den Humanwissenschaften, Weinheim: Psychologie Verlags Union, 1998, S. 247-258.
Hahn, Alois, Biographie und Lebenslauf, in: Brose, Hans-Georg/ Hildenbrand, Bruno (Hrsg.): Vom Ende des Individuums zur Individualität ohne Ende, Opladen: Leske + Budrich 1988, S. 91–106.
Lucius-Hoene, Gabriele/ Deppermann, Arnulf, Rekonstruktion narrativer Identität. Ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews, 2. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004.
Rosenthal, Gabriele, Erlebte und erzählte Lebensgeschichte: Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen, Frankfurt/Main: Campus-Verlag 1995.
Rosenthal, Gabriele, Biographisch-narrative Gespräche mit Jugendlichen: Chancen für das Selbst- und Fremdverstehen, Opladen: Budrich 2006.
Weitere Literatur wird in der Veranstaltung bekannt gegeben.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.3.1 | Wahl | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 5.1; Modul 5.2 | (bei Einzelleistung/en 3 LP bzw. 6 LP zusätzlich) |