230351 Reformation (1517-2017): Literatur – Sprache – Medien (V) (SoSe 2017)

Martin Luthers Thesenanschlag an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, der die Reformation anstieß, jährt sich am 31. Oktober 2017 zum 500. Mal. Luthers Versuch, die römische Kirche zu reformieren, leitete folgenreich die konfessionelle Spaltung des (westlichen) Christentums ein. Die politische, ökonomische und kulturelle Ordnung der westlichen Hemisphäre hat sich unter dem ‚kulturrevolutionären‘ Einfluss des reformatorischen Wandels nachhaltig verändert. Insbesondere in medien-, sprach- und literarhistorischer, aber auch in theologischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht stellt die Reformation ein epochales Trennereignis ersten Ranges dar.

Die Ringvorlesung wird sich mit den dementsprechenden langfristigen Auswirkungen der Reformation auseinandersetzen. Es geht dabei schwerpunktmäßig um ihren Einfluss auf Transformationen des Mediengebrauchs, um fundamentale Veränderungen des literarischen Feldes und um die politischen und alltagskulturellen Auswirkungen der Homogenisierung des Deutschen zu einer Nationalsprache. In der Ringvorlesung sprechen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Fachgebiete zu folgenden Themen:

Die Reformation als Medienereignis bzw. die Medienrevolution um 1500 (Buchdruck, Karikaturen, Flugschriften, Propaganda, Zensur); Protestantismus und die deutschsprachige Literatur oder „Neue Blicke durch alte Löcher“: Wie wird die umfangreiche germanistische Forschung zum literarischen Protestantismus aktuell bewertet (Transformationen des rhetorischen Feldes; Empfindsamkeit und Pietismus, Tagebuch, Autobiographie und emotionale Sprache der Selbstbeobachtung, „Säkularisation als sprachbildende Kraft“, literatursoziologische Bedeutung des Pfarrerhaushalt usw.); nachreformatorische Auswirkungen im sogenannten Kulturprotestantismus; Luther als Dichter und Interpret von Literatur (Fabel und Kirchenlied, Literatur als Wahrheit oder Lüge), Luther und der Antisemitismus; Luther und der (postreformatorische) Nationalismus; Reformation und Sprachwandel sowie Protestantismus und germanistische Literaturwissenschaft.