Mit Baudelaire beginnt die literarische Moderne in Europa. Sich mit seinem Werk, insbesondere mit den »Blumen des Bösen« zu beschäftigen, bedeutet, in einen Ursprungsbezirk einzutreten, in dem entscheidende Tendenzen der modernen Kunst und Literatur eruptiv zutage getreten sind. Der Raum, der von der traditionellen europäischen Lyrik (d.h. mit langer Fortwirkung von Petrarca) erschlossen worden war, bestimmte sich durch die flüssige Verknüpfung und Vermittlung von drei Elementen: Natur, Liebe und Christentum.
Auf allen drei Gebieten sagt Baudelaire dieser Tradition den Kampf an: (1.) die Natur spielt bei ihm keine Rolle mehr: das Thema der »Fleurs du Mal« ist die Erfahrung der Großstadt; (2.) an die Stelle der Liebe tritt ein verzerrtes sexuelles Begehren; (3.) das katholische Christentum wird bei ihm zum Satanismus umgekehrt. Das aber, was diese Konstellation von innen heraus trägt und organisiert, ist eine veränderte - eben "moderne" Zeiterfahrung. Ihre Rekonstruktion ist ein erstes Ziel des Seminars.
Mit alledem ist nicht gemeint, daß Baudelaire gleichsam ein lyrischer Anarchist gewesen sei. Jeder, der ihn ein wenig kennt, weiß, wie form- und traditionsbewußt die Gedichte der Fleurs du Mal sind. Darüber hinaus ist der Gesamtzyklus, an dem Baudelaire sein ganzes Leben gearbeitet hat formal höchst durchdacht. Deswegen reicht es nicht aus, sich exemplarisch mit ihm zu beschäftigen. Man muß die Konstruktion als Ganze vor Augen haben, um Baudelaires Modernediagnose zu erfassen. Dies soll daher das zweite Ziel des Seminars sein.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Literaturwissenschaft und des Studiengangs Romanische Kulturen.
Zur Anschaffung: Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen, übersetzt von Monika Fahrenbach-Wachendorff, Stuttgart 1980. Empfehlenswert die Prosaübersetzung von Friedhelm Kemp, in: Charles Baudelaire, Werke und Briefe in acht Bänden, Band 3 und 4, München 1975 (nur antiquarisch). Zur Einführung: Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik, Kap. II. Walter Benjamin, Charles Baudelaire: Ein Lyriker m Zeitalter des Hochkapitalismus, Suhrkamp: Frankfurt am Main 2002.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 16-18 | C6-200 | 13.10.2008-06.02.2009 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLitEM | ||||
Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLitBM2 | ||||
Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLitBM1 | ||||
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKF2 |