250257 Pädagogik des Verschiebens - Poststrukturalistische Perspektiven in den Erziehungswissenschaften (S) (WiSe 2016/2017)

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Wesentliche Begriffe und Konzepte der Erziehungswissenschaften wie Subjekt, Handlung, Vernunft, Differenz und Identität gehören auch zu den zentralen Themen des Poststrukturalismus. Im poststrukturalistischen Kontext erfahren diese jedoch eine Verschiebung und Neubestimmung, so dass alternative Deutungen, Lesarten und Interpretationen erziehungswissenschaftlicher Vorstellungen und Denkweisen möglich werden. Statt die pädagogischen Verhältnisse in Dichotomien (LehrerIn/SchülerIn, Autonomie/Heteronomie oder Freiwilligkeit/Zwang) eindeutig einteilen und ordnen zu wollen, akzentuieren poststrukturalistische Ansätze die Unabgeschlossenheit, Brüchigkeit und Ambivalenz aller pädagogischen Bezeichnungen und Kategorien.

Für den Aufbau pädagogischer Handlungskompetenz sind die poststrukturalistischen Leitgedanken auch deshalb so bedeutsam, weil pädagogische Erfahrungen nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern immer in bedeutungsvollen Räumen und vorstrukturierten Differenzordnungen. Dies zu erkennen und zu reflektieren ist Bestandteil erziehungswissenschaftlicher Professionalität.

Im Poststrukturalismus spielen Sprache, Diskurse und Symbole eine zentrale Rolle. Es wird davon ausgegangen, dass Sprache kein Mittel ist um Bedeutungen und Sinn abzubilden, sondern es vielmehr die Sprache selbst ist, die Bedeutungen ins Leben ruft und unser Wissen, Denken und Fühlen konstituiert. Diese sprachtheoretische Wende hat in den Kultur- und Sozialwissenschaften einen Paradigmenwechsel eingeleitet, der als „linguistic turn“ bekannt geworden ist. Er besagt, dass die Grenzen unserer Sprache auch die Grenzen unseres Denkens und Erkennens sind, da jeglicher Zugang zur Welt immer sprachvermittelt ist.

Ziel des Seminars ist es auszuloten ob und in welcher Weise poststrukturalistische Entwürfe ein Gewinn für pädagogische Theorie und Praxis sein können. Es werden zunächst zentrale Begrifflichkeiten wie Dekonstruktion, Widerstreit, Differenz, Kontingenz und Unentscheidbarkeit vorgestellt. Zu diesem Zweck werden wir uns mit Ideen und Texten von Derrida, Foucault, Butler und Laclau beschäftigen. Daran anknüpfend sollen die poststrukturalistischen Einsichten mit pädagogischen Handlungsmodellen, Lerntheorien und Subjektvorstellungen verbunden werden. Auf diesem Wege soll herausgearbeitet werden, welchen Beitrag poststrukturalistische Ansätze für pädagogische Fragestellungen und Konzepte leisten können.

Bibliography

Literatur:

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Eagleton, Terry (1997): Einführung in die Literaturtheorie. J.B. Metzler Verlag. Stuttgart.

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Degele, Nina (2008): Gender / Queer Studies: Eine Einführung. UTB Verlag.

Dreyfus, Hubert L./ Rabinow, P. (1994): Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Beltz. Weinheim.

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Butler, Judith (2001): Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. Suhrkamp Verlag. Frankfurt a. M.

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Klingovsky, Ulla (2009): Schöne Neue Lernkultur. Transformation der Macht in der Weiterbildung. Eine gouvernementalitätstheoretische Analyse. Transcript Verlag. Bielefeld.

Zeitschrift für Pädagogik (2003). 46. Beiheft.

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