230665 Erzählverfahren und Identitätskonstruktion bei Juan Rulfo (S) (SoSe 2008)

Trotz seines schmalen literarischen Werkes gehört Juan Rulfo (1918-1986) zu den bekanntesten mexikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Erzählband El llano en llamas (1953) und sein Roman Pedro Páramo (1955) zeichnen sich einerseits durch den Einsatz innovativer Erzählverfahren aus und andererseits durch die provokante Thematisierung mexikanischer Identitätsentwürfe.

Mit dem Blick auf Grundlagen narratologischer Textanalyse werden wir Rulfos Erzählverfahren nicht nur auf ihren ästhetischen Wert für das "cuento" bzw. für die "nueva novela" hin befragen, sondern auch daraufhin, ob und wie sie eine spezifisch mexikanische Identität konstruieren. Bedient zum Beispiel die narrative Inszenierung von Mündlichkeit die Darstellung einer Volkskultur oder eine spezifische Poetik? Für unsere Fragestellung werden wir zentrale soziopolitische und kulturelle Kontexte miteinbeziehen: die Rolle des katholischen Glaubens und der mexikanische Totenkult, die Rhetorik der mexikanischen Revolution sowie die Diskussion um Cosmopolitismo vs. Regionalismo.

Bei Interesse werden wir unter Berücksichtigung von Rulfos späterem fotografischem und filmischem Schaffen das Seminar um eine intermediale Perspektive erweitern.

Zur Vorbereitung bitte ich um die Lektüre von Juan Rulfo Pedro Páramo sowie El llano en llamas (vorzugsweise jeweils in der Ausgabe bei Cátedra). Beide Bücher können für jeweils knapp 10 Euro bei der Buchhandlung Luce in der Haupthalle der Uni Bielefeld innerhalb weniger Tage bestellt werden.

Das Seminar beginnt in der Woche ab dem 5. Mai; am Ende des Semesters gibt es zwei Blocksitzungen. Die Termine legen wir gemeinsam bei Seminarbeginn fest.