300197 Soziologie der Sozialhilfe (S) (SoSe 2016)

Inhalt, Kommentar

„Hartz IV“ hat sozialhilfeartige Leistungen wieder in den Mittelpunkt gesellschaftspolitischer Debatten gerückt.*) In den 1880er Jahren wurde in Deutschland die SozialVERSICHERUNG eingeführt. Sie verkörperte eine „Arbeiterpolitik“ für den ehrbaren, durch Beiträge für sich selbst sorgenden Arbeiter, von der die Armenhilfe (heute: "SozialHILFE") als „Armenpolitik“ in der Folge scharf getrennt wurde. Erst über 100 Jahre später, im Jahre 2005 durch die Einführung von Hartz IV, wurde „Armenpolitik“/Sozialhilfe wieder zentral. Auch wenn die Sozialhilfe/Hartz IV verglichen mit Alterssicherung und Gesundheitswesen ein kleines soziales Sicherungssystem ist, kommt ihr doch eine große Bedeutung zu als moralisches Minimum, als unterster „Boden“ in der Gesellschaft, unter den niemand fallen soll. Zugleich ist die Sozialhilfe immer wieder Gegenstand von Kritik gewesen. Liberalen gilt sie als Anreiz, nicht zu arbeiten, Linken dagegen als stigmatisierend und sozial ausgrenzend. Liberale wie Linke, in den letzten Jahren zunehmend, schlagen als Alternative teilweise ein unbedingtes, einkommensunabhängiges Grundeinkommen für alle Bürger vor. Historisch war die Sozialhilfe/Armenhilfe die früheste Form staatlicher bzw. kommunaler Sozialpolitik, sie entstand in den europäischen Ländern im 16. Jahrhundert. Die moderne, rechtsbasierte Sozialhilfe ist in Europa aber erst in den 1960ern bis 1980ern aus der älteren Armenhilfe und "Fürsorge" entstanden. Die Sozialhilfe ist erst spät (seit den 1990er Jahren) sozialwissenschaftlich erforscht worden.

Seit den 2000ern verbreiten sich im weitesten Sinne sozialhilfeartige Leistungssysteme überraschend auch in Entwicklungsländern und werden von internationalen Organisationen wie Weltbank und Internationale Arbeitsorganisation propagiert. Die Veranstaltung liefert Bausteine zu einer soziologischen und sozialpolitischen Analyse der Sozialhilfe weltweit. Behandelt werden u.a.:

- Soziologische und sozialpolitische Theorien der Sozialhilfe, darunter Georg Simmels klassischer Aufsatz „Der Arme“ (1908)
- Empirische Analysen der Sozialhilfe, u.a. zu individuellen Bezugsverläufen („Sozialhilfekarrieren“, „Abhängigkeit“)
- Sozialhilfepolitik in Deutschland
- Internationaler Vergleich von Sozialhilfesystemen
- Die neue Rolle sozialhilfeartiger Leistungen („social cash transfers“) in Entwicklungsländern und in globalen Diskursen

  • ) Zur Terminologie: Der Ausdruck „Sozialhilfe“ wird in der Veranstaltung wie in der Forschung als OBERBEGRIFF für sozialhilfeartige Leistungen wie Hartz IV, Grundsicherung im Alter oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz benutzt, schließt also Vorläufer wie Nachfolger des 1962-2004 existierenden Leistungssystems „Sozialhilfe“ ein (eingeschlossen ist auch das Leistungssystem für Nicht-Erwerbsfähige, das seit 2005 laut Gesetz „Sozialhilfe“ im engeren rechtlichen Sinne heißt).1924-1962 hieß das entsprechende System „Fürsorge“, davor sprach man von Armenhilfe oder Armen pflege.

Arbeitsformen:
• Vortrag des Lehrenden
• Erörterndes Gespräch zwischen Lehrendem und Studierenden („Mäeutik“)
• Gruppenarbeit in der Veranstaltung mit Präsentation der Ergebnisse
• Studentisches Referat mit Sitzungsmoderation
• Workshop (z.B. Arbeit an empirischem Material)
• U.U.Vortrag eines externen Experten
• Häusliche Vor- und Nachbereitung der Sitzung (Pflichtlektüre, „aktives Lesen“); ggfs. Erstellen einer Hausarbeit
• Verfolgen des Veranstaltungsthema in den Medien/Internet
• kleinere Feldexploration zum Thema im eigenen Lebensumfeld

Lernziele:
• Fähigkeit, sozialwissenschaftliche Texte zu lesen
• Fähigkeit, sozialpolitische Debatten zu verstehen und zu hinterfragen
• Fähigkeit, soziale Sachverhalte wissenschaftlich zu analysieren
• Fähigkeit, sozialwissenschaftliche Theorien, Methoden und empirische Ergebnisse zu präsentieren
• Lernen, im Team zu arbeiten
• Lernen/Vertiefung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens, ggfs. Vorbereitung auf Abschlussarbeit

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Kenntnisse und Interesse über/an Sozialpolitik und/oder Entwicklungspolitik und dem globalen Süden hilfreich.

Zwingende Voraussetzung: Fähigkeit und Bereitschaft, ENGLISCHSPRACHIGE Literatur zu lesen.

Literaturangaben

Thomas Bahle u.a., 2010, Social assistance, in: F. Castles u.a. (Hg.), Oxford Handbook of the Welfare State, OUP, S. 448-461

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-PK-M3 Governance und Regulierung (Kernbereich 3) Seminar 1 Studienleistung
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30-M-Soz-M5a Politische Soziologie a Seminar 1 Studienleistung
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30-M-Soz-M5b Politische Soziologie b Seminar 1 Studienleistung
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30-M-Soz-M5c Politische Soziologie c Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Studieren ab 50 - - - - - -  

Studienleistung:
• Regelmäßige Teilnahme
• Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung (als Lesehilfe s. dazu den „Leitfaden zum aktiven Lesen von Texten“; im StudIP, auch auf meiner Homepage unter „Teaching“)
• Zu mindestens fünf Sitzungen eine (vom Lehrenden im StudIP eingestellte) Frage zur Pflichtlektüre BEANTWORTEN und eine nicht-triviale Frage STELLEN (beides im Forum des StudIP einstellen). Wählen Sie fünf Sitzungen aus verschiedenen (frühen, mittleren und späteren) Teilen der Lehrveranstaltung.
• Darüber hinaus zu workshopartigen Sitzungen je einen kurzen Text, Poster o.ä. im Forum des StudIP einstellen. Hinweise dazu finden Sie im Kursplan (im StudIP)
• Vor der letzten Sitzung ein kurzes Veranstaltungsresümee (inhaltlich, didaktisch) im Forum des StudIP einstellen.

Prüfungsleistung:
nur Hausarbeit möglich (Länge gemäß Modulbeschreibung/FsB)

Gruppenarbeit ist erwünscht (i.d.R. 2 Personen), aber nicht zwingend.

Vorbereitung von Hausarbeiten (VERPFLICHTEND):
S. die verbindlichen Hinweise zur Vorbereitung eines Referats oder Hausarbeit im StudIP und auf der Homepage des Lehrenden unter "Teaching".

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Reichweite:
4 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
E-Mailarchiv
Anzahl der Archiveinträge: 0
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Donnerstag, 7. Juli 2016 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 17. Februar 2016 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 17. Februar 2016 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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