Im ersten nachchristlichen Jahrhundert verfaßte der römische Gelehrte Valerius Maximus eine Sammlung von Beispielen -denkwürdiger Taten und Worte- von Männern und Frauen der Vergangenheit, die er dem Kaiser Tiberius widmete. Die Konstruktion von Vergangenheit in Form von nachahmenswerten und abschreckenden exempla in mündlicher und schriftlicher Form war schon in republikanischer Zeit eine zentrale Form des genuin politischen Vergangenheitsbezuges. Valerius Maximus sammelte diese alten Beispiele aber nicht nur, sondern gestaltete sie als "Zitatenschatz" für die moralische oder rhetorisch-politische Argumentation in seiner eigenen Zeit neu. In diesem Zusammenhang sind auch die zahlreichen auswärtigen exempla zu sehen. Inhaltlich vermittelt das Werk dabei ein Geschichtsbild, das, scheinbar unrömisch, seelische Kräfte als zentrales gestaltendes Element in der Vergangenheit sichtbar werden läßt. Im Zentrum der Übung steht die Lektüre möglichst umfassender Passagen dieses in relativ einfachem Latein verfaßten Werkes; begleitend werden wir, beispielsweise durch die Beschäftigung mit antiken Tugendkatalogen, versuchen, das komplexe Vergangenheitsbild des Verfassers aus der Abfassungszeit heraus zu verstehen. Ein weiterer möglicher Schwerpunkt könnte auch die enorme Rezeption der Sammlung in Mittelalter und Humanismus sein.
Brauchbare Lateinkenntnisse sind Voraussetzung für den Besuch der Veranstaltung. Für einen Schein im Modul 2.1 ist eine Klausur zu bestehen; für einen Übungsschein im Hauptmodul ist ein kleiner Beitrag zu liefern. Textgrundlage: Valeri Maximi Facta et dicta memorabilia ed. J. Briscoe, 2 Bde., Stuttgart 1998. Die Texte werden ggf. in Photokopie verteilt.
W.M. Bloomer, Valerius Maximus and the Rhetoric of the New Nobility, London 1992; M. Fleck, Untersuchungen zu den Exempla des Valerius Maximus, Diss. Marburg 1974; G. Maslakov, Valerius Maximus and Roman Historiography. A Study of the exempla-Tradition, in: H. Temporini (Hg.), ANRWII 32,1, Berlin/New York 1984,437-496; A. Weileder, Valerius Maximus. Spiegel kaiserlicher Selbstdarstellung, München 1998.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 2.1 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 2.1 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | ||
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKL4a | 4 |