In der jüngeren kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung werden Narrative nicht mehr primär als Teil eines Gattungsspektrums aufgefasst, das sich gemäß den tradierten Klassifikationen in Drama, Lyrik und Narrativik unterteilt. Die gattungstypologische Betrachtungsweise ist in den vergangenen Jahren vielmehr durch kulturanthropologische Beschreibungsansätze ergänzt worden, die das Erzählen als umfassendere Kulturpraxis und als grundlegende Form des Selbst- und Weltbezugs des Menschen (homo narrans) auffassen, die alle historischen Epochen, Völker, Gesellschaftsschichten und Medien durchquert. Aus funktionaler Sicht lassen sich Narrative in diesem Sinne als regelgeleitete Organisationsformen kultureller Erfahrung beschreiben, die symbolische Ordnungsleistungen erbringen, indem sie die Lebenswirklichkeit in einen für den Menschen begreiflichen Gesamtzusammenhang einbetten und der Welt damit allererst eine intelligible Form verleihen.
Das Forschungskolloquium verfolgt eine dezidiert interdiziplinäre Perspektive und wird im Rahmen der Lektüre einschlägiger theoretischer Texte der Frage nachgehen, ob und inwiefern sich in unterschiedlichen Wissensdisziplinen (Literaturwissenschaftliche Narratologie, Linguistik, Medizin, Kulturwissenschaft, Geschichtswissenschaft e.a.) divergierende Konstitutionsregeln für die Herausbildung der jeweils zugrunde gelegten Narrative und Narrationen abzeichnen. Die Diskussion inhaltlicher und methodischer Fragekomplexe soll im Zusammenhang mit fachwissenschaftlichen Vorträgen erfolgen, zu denen VertreterInnen der beteiligten Fachdisziplinen eingeladen werden.
Die Auswahl der Texte wird zu Semesterbeginn besprochen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-M-LitAPM Abschluss- und Projektmodul | Master-Abschluss-Kolloquium | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.