Hartmann von Aue verfasst die erbauliche Erzählung "Der arme Heinrich" gegen Ende des 12. Jahrhunderts für ein adeliges Publikum.
Der adelige Heinrich von Aue erkrankt am Aussatz (der Lepra oder mittelhochdeutsch: der miselsûht) und wird daraufhin aus der höfischen Gesellschaft ausgestoßen. Verzweifelt konsultiert er einen Arzt im italienischen Salerno, der ihm offenbart, dass ihn nur das freiwillig gegebene Herzblut einer Jungfrau oder aber Gottes Gnade von seiner Krankheit befreien können – eine Prognose, die Heinrich alle Hoffnung auf eine Heilung nimmt. Er zieht sich auf den Hof eines von ihm belehnten Bauern zurück und wird von dessen junger Tochter liebevoll gepflegt. Als das Mädchen erfährt, was Heinrich wieder genesen lassen könnte, entschließt es sich, für ihn zu sein Herzblut und damit auch sein Leben zu geben. Heinrich akzeptiert das Opfer, gemeinsam reisen die Beiden nach Salerno, um den Beschluss durch den Arzt in die Tat umsetzen zu lassen. Als Heinrich allerdings das schöne Mädchen nackt auf dem Behandlungstisch erblickt, nimmt er Abstand von seinem Vorhaben und verzichtet auf ihr Opfer. Während der Heimreise wird Heinrich auf wundersame Weise geheilt – die Krankheit stellt sich als göttliche Prüfung heraus, die der Protagonist zu bestehen hatte. Heinrich entscheidet sich, das Mädchen zu seiner Frau zu nehmen, mit der Hochzeit des Paares nimmt die Erzählung einen guten Ausgang.
Hartmanns Werk hat im 19. und 20. Jahrhundert durchgängig in allen literarischen Gattungen besonders im deutschen Sprachraum eine Vielzahl von Adaptionen erfahren: In der Lyrik wird der Stoff z.B. durch Adalbert von Chamisso wie Conrad Ferdinand Meyer bearbeitet, auf die Bühne gelangte die Erzählung in den Dramatisierungen von Gerhard Hauptmann, Tankred Dorst wie auch über die Oper "Der arme Heinrich" von Hans Pfitzner, neben zahlreichen Nacherzählungen z.B. durch Jacob und Wilhelm Grimm und Rudolf Borchardt wurde die Geschichte auch auf prägnante Weise umakzentuiert, z.B. durch Ricarda Huch und Markus Werner.
Sowohl die Vorlage als auch die Adaptionen sollen im Seminar hinsichtlich ihrer Auseinandersetzung mit dem Ausschluss von Individuen aus der Gesellschaft und den daraus resultierenden Konsequenzen für ihre Identität untersucht werden. Hierfür wird insbesondere die Systemtheorie Niklas Luhmanns herangezogen, die zwischen vormoderner Inklusions- und moderner Exklusionsindividualität differenziert.
Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Hrsg. von Jürgen Wolf, übers. von Jürgen Wolf und Nathanael Busch. Stuttgart/Weimar 2014.
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