Die Rede von Rassismus galt in Deutschland lange Zeit als ein Problem, das lediglich der Vergangenheit (Nationalsozialismus) angehöre, für andere gesellschaftliche Kontexte (USA, Südafrika…) relevant wäre oder nur als gesellschaftliches Ausnahmephänomen (Rechtsextremismus und rassistische Einstellungen einiger Weniger) zu betrachten sei. Der öffentliche Diskurs war lange Zeit geprägt von widersprüchlichen Ersatzbegriffen wie „Ausländerfeindlichkeit“ oder „Fremdenangst“, welche im Gegensatz zum Rassismusbegriff das grundlegende Prinzip der gesellschaftlichen Herstellung von „Rasse“/race eher vernebel(te)n als zu einer Aufklärung darüber beizutragen, dass es „Rasse“, „Fremde“, „Ausländer“ nicht an sich gibt. Auch wenn die wissenschaftlichen wie popkulturellen Einsätze für einen differenzierten Gebrauch der Rassismusvokabel bereits deutlich früher anzusetzen sind, erlebte die Thematisierung von Rassismus in den vergangenen Jahren eine ambivalente Konjunktur, die das Thema Rassismus in der breiten Öffentlichkeit in positiver wie negativer Weise fest verankerte: Erfuhr die Thematisierung von Rassismus im Anschluss an den sogenannten NSU (1.0 und 2.0), die Anschläge von Halle und Hanau, das Erstarken rechtspopulistischer Positionen, zivilgesellschaftliches Engagement von Betroffenen, wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialen Ungleichheiten eine erhöhte mediale, politische und sozialwissenschaftliche Aufmerksamkeit, so ist diese mit den Ereignissen rund um die Documenta in Kassel, den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023, dem Messerangriff von Solingen, der gesellschaftlichen Normalisierung rechter und rechtsextremer Positionen, der Amtsübernahme durch Donald Trump in den USA etc. erheblich in die Defensive geraten und sieht sich massiven Angriffen und Umdeutungen ausgesetzt.
All diese Phänomene können als Hinweis darauf verstanden werden, dass es bei der Thematisierung von Rassismus, um etwas geht, das – so lapidar das „Etwas“ auch klingen mag – von hoher gesellschaftlicher Bedeutung ist. Es geht um die Frage, wer eigentlich legitimer Weise zum Menschsein, zum Deutschsein etc. dazugehört und wer nicht, welche Rechte wem zukommen und wem verwehrt werden können, wer in einer Bringschuld steht und wer diese festlegen kann. Die Thematisierung von Rassismus – im affirmativen wie im abversiven Sinne – berührt die Frage nach der „guten“ sozialen Ordnung, in der „wir“ – im Lokalen wie im Globalen – leben und leben wollen.
Insofern die Frage nach der guten sozialen Ordnung konstitutiv für die Pädagogik (die Erziehungs- und Bildungswissenschaft inklusive) ist und Migration menschheitsgeschichtlich, aber insbesondere gegenwärtig in noch besondererer Weise von grundlegender gesellschaftlicher Bedeutung ist, stellt eine differenzierte Auseinandersetzung mit zeitgemäßen Rassismustheorien und Praxen der Kritik ein Grundelement pädagogischer Professionalität für alle Disziplinen und Handlungsfelder dar.
Um uns im Rahmen des Seminars mit Rassismustheorie und -kritik in einführender Weise zu beschäftigen, nehmen wir neben der der Diskussion von Texten eine „kleine“ und gewiss auch dilettantische, explorative Erkundung des Feldes der Popkultur vor und wie dort die Themen Rassismus und „Rasse“/race (nicht) repräsentiert sind. Dabei, so das Ziel des Seminars, erfahren wir nicht nur etwas über unterschiedliche Rassismustheorien und insbesondere den Ansatz der Rassismuskritik (der auf einem gesellschaftstheoretischen Blick auf Rassismus gründet), sondern auch etwas darüber, was Popkultur eigentlich ist und wie diese – ganz im Sinne des forschenden Lehrens und Lernens – vermittels eines Cultural Studies Zugangs zu untersuchen ist. Und nebenbei macht es trotz der Schwere und tw. Unbehaglichkeit des Themas auch etwas Spaß und wir erweitern unseren popkulturellen Horizont.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/studiendekanat/studienorganisation/platzvergabe/
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
---|---|---|---|---|---|
wöchentlich | Fr | 10-12 | X-E0-200 | 16.10.2025-05.02.2026 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
25-BE-IndiErg2_a IndiErg: Differenz und Heterogenität | E2: Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E3: Heterogene Lebenslagen oder Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
25-BE7 Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | E1: Theorie und Empirie personen- und gruppenbezogener Differenzkonstruktionen | Studienleistung
|
Studieninformation |
25-UFP-P4 Individuelle Profilbildung: Differenz, Heterogenität und Inklusion | E1: Heterogene Lebenslagen | Studienleistung
|
Studieninformation |
30-MGS-3 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Studieren ab 50 |