230568 Denkmaschine – Staatsmaschine – Schreibmaschine; 1948/2015 (S) (SoSe 2015)

Inhalt, Kommentar

In Le Monde erscheint im Dezember 1948 ein Artikel, der Vers la machine à gouverner überschrieben ist. Autor ist der Dominikanermönch Dominique Dubarle. Er erblickt in den Computersystemen der 1940er Jahren den Beginn eines technologischen Zeitalters, in dem wirtschaftliche und politische Prozesse – „pour le bien ou pour le mal“ – stochastisch analysiert und prognostiziert werden können. Im nahenden Morgen des technologischen Fortschritts hält er auch eine globale politische Steuerung in Analogie zum menschlichen Nervensystem für denkbar.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden Informationssysteme, wie Dubarle sie sich vorstellt, vielseitig eingesetzt und sind aus marktwirtschaftlichen oder militärisch-geheimdienstlichen Anwendungen nicht mehr wegzudenken. Auch entwickelt der Sozialphysiker Dirk Helbing mit seinem Team ein „Planetary Nervous System,“ das Daten sammelt und auswertet, um politische und wirtschaftliche Steuerung zu optimieren. Wenngleich die Europäische Forschungsgemeinschaft 2014 den Antrag auf Förderung – die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. eine Milliarde Euro – abgelehnt hat, bleibt eine hohe Nachfrage nach technischen Lösungen zur effektiven Steuerung komplexer Systeme.

Die Frage, inwieweit sich die technologischen Hoffnungen und Befürchtungen der 1940er und 50er Jahre erfüllt haben, dient im Seminar als Ausgangspunkt, um das Verhältnis von Technik, Politik und Literatur aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. In der Auseinandersetzung mit philosophischen und literarischen Texten des 20. und 21. Jahrhunderts wird es darum gehen, die technische Bedingung des Denkens, Regierens und Schreibens näher zu bestimmen. Leitende Fragen können sein: Wie lässt sich die Existenzweise technischer Objekte und ihre Einbindung in die menschliche Kultur analysieren? Welche Austauschverhältnisse gibt es zwischen dem technischen und religiösen Diskurs? Wo finden sich Widerstandsräume gegen technopolitische Regulierung? Oder: Was ist das Technische am (literarischen) Schreiben und wie lassen sich Poesiemaschinen konstruieren?

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Wünschenswert sind Kenntnisse der französischen und englischen Sprache; die (meisten der) behandelten Texte können aber auch in Übersetzung gelesen werden.

Literaturangaben

Pierre Dubarle: Vers la machine à gouverner (1948)
Teilhard de Chardin: Du pré-humain à l'ultra-humain (1950)
Gilbert Simondon: Du Mode d'Existence des Objets Techniques (1958)
Georges Perec: Die Maschine (1968)
Henri Michaux: Misérable Miracle (1956/1972)
Kevin Kelly: What Technology Wants (2010)
Bruno Latour: Enquête sur les modes d'existence (2012)
Spike Jonze: Her (2013)
Dirk Helbing: The Self-Organizing Society (2015)

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  
wöchentlich Mo 16-18 X-E0-208 07.04.-17.07.2015
nicht am: 25.05.15
einmalig Mo 18-21 U4-120 04.05.2015
einmalig Mo 18-21 U4-120 01.06.2015

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Fachzuordnungen

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Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Literaturwissenschaft / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Nebenfach BaLitP6    
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Nebenfach BaRKF2; BaRK5b    

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Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 17. März 2015 
Letzte Änderung Räume:
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Art(en) / SWS
Seminar (S) /
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Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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