250017 VPS I Bildungswissenschaften, Lehramt GymGe, Vorbereitung auf das Praxissemester - Fallforschung/ Forschendes Lernen (S) (WiSe 2025/2026)

In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/studiendekanat/studienorganisation/platzvergabe/

In den Bildungswissenschaften (plural) verhandeln wir unseren pädagogischen Umgang mit Schüler*innen, auch der Sinn der ganzen Idee von Schule kommt zur Sprache. Wir versuchen ergänzend zu den Unterrichtsfächern unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, Schule auch „zur öffentlichen Angelegenheit zu machen, die uns zum Nachdenken veranlasst, zum Zögern“ 1

Angenommen, wir kommen an eine Schule, in welche Kinder, nach mehrmaliger Ermahnung den Unterricht nicht zu stören, in einen Trainingsraum geschickt werden. Zuerst denken wir an eine „Muckibude“, aber dann sind wir neugierig und suchen den Raum, finden ihn vielleicht im Keller oder neben der Sporthalle. Wir erfahren noch, dass dort Schüler*innen im Beisein einer Lehrperson über die „Störung schriftlich reflektieren“ sollen. Vielleicht interessiert es uns aber, warum Kinder aus dem Klassenraum verbannt werden. Was meint Pongratz, wenn er meint, „mit der Etablierung neuer, sanfter Kontrollformen [wird der Widerspruch von Freiheit und Zwang in Schule] zusehends kaschiert – nicht aber eliminiert“ 2.

Oder, wie es ein ehemalige Praxissemesterstudierender formulierte: Warum denken die Kinder bei Ermahnungen und in den Trainingsräumen nur über ihre „Störung“ nach und nicht darüber wie der Unterricht verlauft? Warum sprechen wir nicht in der Klasse, was interessant ist, und was anstrengend? „Teilhabe an Bildung allerorts gefordert, sei es in den aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen Diskussionen um soziale Ungleichheit in allen ihren Dimensionen …“3 Und, was macht Teilhabe am Unterricht eigentlich aus?

Das fragte sich auch eine ehemalige Studierende, als sie im Praxissemester ihren Mentorlehrer zuerst toll fand, weil er „die Klasse so im Griff hat“, aber ihr auch Fragen aufkamen, warum eine Schüler*in an der Tafel alleine rechnen musste, während die 29 Mitschüler*innen zwar schweigsam, aber eher unproduktiv den 10 Minuten „Alleingang“ verfolgten. Sie selbst probierte dann Wochenplantechnik aus, da es „die Möglichkeit zu informellen Kontakten während und zwischen den Phasen konzentrierten Arbeitens gibt, die im Frontalunterricht als „Leben unter der Schulbank“ eingeordnet und als disziplinarischer Verstoß geahndet würden“4 .

All das sind mögliche BiWi Themen, die sich zwar am Fachunterricht orientieren, aber eine ergänzende Wirkung entfalten sollen und, wie gesagt, auch Zeit zum Nachdenken über „das Pädagogische“ eröffnen und zum „Entdecken von Anknüpfungspunkten bei Kindern und Jugendlichen auszeichnet – insbesondere dort, wo andere diese nicht oder nicht mehr sehen“ 5

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Das Modul 25-BiWi16-VRPS darf nicht vorstudiert werden.

M.Ed. BiWi GymGe: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Education BiWi GymGe im WiSe 2025/26

Literaturangaben

1…Masschelein, J. & Simons, M. (2010). Jenseits der Exzellenz Eine kleine Morphologie der Welt Universität. Zürich: diaphanes. S. 12.

2…Pongratz, L. (1995). Freiheit und Zwang Pädagogische Strafformen im Wandel. In: Ders. (Hrsg.) URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-24395. URL: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/2439 [Retrived 25.1.2023), S. 182.

3…Miethe, I., Anja Tervooren, A. & Ricken, N. (2017). Einleitung. In; Dieselben (Hrsg.) Bildung und Teilhabe. Zwischen Inklusionsforderung und Exklusionsdrohung. Wiesbaden: Springer. S. 2.

4… Christiane Lähnemann, Chr. (2009). Freiarbeit aus SchülerInnen-Perspektive. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 36.

5…Schäfer, St. & Jacobs, S. (2020). Kontingenz und Natalität. Zum Verhältnis von Pädagogischem und Politischem in einer aus den Fugen geratenen Welt. Vierteljahrsschrift für Wissenschaftliche Pädagogik, Vol. 96. Verlag Ferdinand Schöningh. 105-119. Hier: S. 115.