000015 Leben und Tod (S) (WiSe 2006/2007)

Der Sinn des Seminars ist, eine interdisziplinäre Diskussion über existentielle und gesellschaftliche Fragen zu führen, die sich im Zusammenhang mit unserem Verhältnis zum eigenen Leben und zu der Perspektive des eigenen Todes, aber auch zum Leben und zum Tod anderer Menschen ergeben.

Das Ziel des Seminars ist, die Grenzen zwischen dem Leben und dem Tod, wie sie die medizinische Praxis und die Interpretation des Neuen Testaments sehen, aber auch die medizinischen, juristischen und theologischen Definitionen von Leben und Tod, zu verstehen.

Fortschrittserfolge der Biologie und der Medizin, die die Grenzen zwischen Leben und Tod verschieben, radikalisieren gleichzeitig die zentralen Fragen der Identität der Person und des Sinnes des menschlichen Lebens:

• Das Klonen, das den alten Traum der Unsterblichkeit verwirklichen soll, und das die klassische Idee der Seelenwanderung durch die Verdoppelung des Körpers aktualisiert, radikalisiert die existentielle Frage der Identität des Subjektes.
• Die genetischen Manipulationen, die genetisch korrekte Personen herstellen sollten, verweisen auf die Spannung zwischen der Sehnsucht nach Normalität und der individuellen Singularität des einzelnen Subjektes.
• Die Begleitung der Sterbenden und die Debatte um die Euthanasie verschärft die Diskussion über die Verfügung des Menschen über das Leben und über den Tod. Wem gehört das Leben, das einem jeden geschenkt ist, und wem gehört der Tod?
• Organtransplantationen verweisen auf die soziale Solidarität, die das Leben des Einzelnen ermöglicht, und auf das Risikobewusstsein, das mit jedem Leben eng verbunden ist.

Die neutestamentlichen Aussagen, dass der Mensch von oben her neugeboren werden kann, und durch seine ¿natürliche¿ Herkunft nicht definiert werden darf, dass sich das Leben nicht auf das biologische Leben reduziert, und dass der wahre Tod eine Macht ist, die das Leben vor dem Sterben beherrschen kann, sollen im Zusammenhang dieses Dialogs ausgelegt und in ihrer aktuellen Relevanz interpretiert werden.

Literaturangaben

Eckart Reinmuth, Anthropologie im Neuen Testament, UTB 2768, Tübingen 2006.