Der Briefwechsel zwischen Martin Broszat und Saul Friedländer gilt vielfach als gelungenes Beispiel eines produktiven Dialogs über Grundfragen des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Einer solchen Lesart - für die es durchaus gute Gründe gibt - wollen wir in unserer Veranstaltung indes nicht vorschnell folgen. Vielmehr möchten wir unser Augenmerk vor allem auf die Schwierigkeiten der Verständigung zwischen Broszat und Friedländer legen.
Den Startpunkt der Veranstaltung bilden zwei Texte: Broszats "Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus" sowie Friedländers "Überlegungen zur Historisierung des Nationalsozialismus". Weshalb plädiert Broszat für eine "Historisierung" des Nationalsozialismus? Was bedeutet es, wenn er konstatiert, aus der Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur sei "noch keine Geschichte der nationalsozialistischen Zeit geworden"? Was findet Friedländer an Broszat Plädoyer bedenklich? Dies sind nur einige der Fragen, denen es sich lohnt, nachzugehen.
In einem zweiten Schritt wollen wir uns dann an eine akribische Lektüre des Briefwechsels machen und unter anderem prüfen, inwieweit die dort angesprochenen Fragen auch heute noch als aktuell gelten können. Neuere Literatur zu den Themen "Gedächtnis und Geschichte" sowie zur Geschichte der Geschichtsschreibung zum Nationalsozialismus werden uns dabei als Hilfsmittel dienen.
Nicolas Berg, Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung, Göttingen 3. Aufl. 2004; Martin Broszat, Was heißt Historisierung des Nationalsozialismus? in: Historische Zeitschrift 247. 1988, 1-14; ders., Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus, in: Merkur 39. 1985, 373-385; ders. / Saul Friedländer, Um die "Historisierung des Nationalsozialismus". Ein Briefwechsel, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 36. 1988, 339-372; Saul Friedländer, History, Memory and the Historian. Dilemmas and Responsibilities, in: Jakob Tanner / Sigrid Weigel Hg., Gedächtnis, Geld und Gesetz. Vom Umgang mit der Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges, Zürich 2002, 63-76; ders., Überlegungen zur Historisierung des Nationalsozialismus, in: Dan Diner Hg., Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit, Frankfurt/Main 1987, 34-50; Ian Kershaw, Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, Reinbek 3. Aufl. 2002; Jörn Rüsen, Die Logik der Historisierung. Meta-Historische Überlegungen zur Debatte zwischen Friedländer und Broszat, in: Gertrud Koch Hg., Bruchlinien. Tendenzen der Holocaustforschung, Köln 1999, 19-60.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | 4.3.2; 4.3.3 | Wahlpflicht | 4.5 | scheinfähig | ||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.3 |