In diesem Projektseminar untersuchen wir den Umgang mit der gemeinsamen Kolonialvergangenheit in Deutschland und Kamerun und fragen nach den Folgen für die postkolonialen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Wir werden im (virtuellen) Austausch mit einem Seminar der Universität Bertoua unter der Leitung von Dr. Omer Lemerre Tadaha zusammenarbeiten. Dadurch wird eine transkulturelle Perspektive eingenommen, die einerseits eine symmetrische Analyseperspektive motiviert und andererseits für die unterschiedlichen Erinnerungs- und geschichtskulturellen Kontexte sensibilisieren soll. Wir legen den Fokus auf die Regionen, in denen sich die beiden Universitäten Bielefeld und Bertoua befinden, Ostwestfalen und Ostkamerun.
Im ersten Teil des Seminars, im Wintersemester 24/25, untersuchen wir die kolonialen Erinnerungspraktiken und Spuren in der Region, in dem Interviews mit Akteuren der regionalen Geschichtskultur bzw. des Erinnerungsaktivismus geführt, Ausstellungen und Veranstaltungen analysiert werden etc. Zusätzlich werden archivalische, museale und architektonische Quellen hinzugezogen, um die materiellen Referenzpunkte von Erinnerungen in die Analyse einzubeziehen. Das Seminar in Bertoua wird mit denselben Methoden in Ostkamerun arbeiten. Anschließend werden die Ergebnisse zusammengeführt.
Zentrale Fragen sind: Wie wird in Ostwestfalen an die geteilte Kolonialgeschichte mit Kamerun erinnert und welche Erinnerungen an diese Geschichte gibt es in Ostkamerun? Welches Bild von Kamerun bzw. Deutschland wird dadurch geschaffen und welche Folgen kann dies für die Beziehungen zwischen den beiden Gesellschaften haben? Werden koloniale Deutungsmuster im Sinne dekolonialer Geschichte aufgebrochen? Und welche Geschichten verbinden beide Regionen? Durch die Kooperation mit der Universität Bertoua (Kamerun) entsteht ein interkultureller Dialog, der den Austausch von Perspektiven und Erfahrungen fördert.
Im zweiten Teil des Seminars, im Sommersemester 2025, werden die gewonnenen Erkenntnisse dann einem breiteren Publikum zugänglich gemacht und mit den regionalen Öffentlichkeiten diskutiert. Die Studierenden werden gemeinsam Vermittlungsformate entwickeln, die in beiden Regionen funktionieren, jeweils in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern der Kultur- und Geschichtsvermittlung. Über die Formate entschiedet die Seminargruppe. Möglich sind Ausstellungen, Formate in digitalen Medien, Videodokumentationen etc.
Albert Gouaffo und Stefanie Michels: Koloniale Verbindungen - Transkulturelle Erinnerungstopografien: Rheinland/Grasland – Deutschland/Kamerun. Bielefeld 2019.
Caroline Authaler, Stefanie Michels und Yagmur Karakis: Zur Möglichkeit und Unmöglichkeit gleichberechtigter Forschung über Regionen und Kolonialgeschichte, in: Geschichte und Region/Storia e regione 32:2 (2023), S. 106-115.
Stefanie Michels, Marianne Bechhaus-Gerst und Fabian Fechner (Hg.): Nordrhein-Westfalen und der Imperialismus, Berlin 2022.
Tristan Oestermann: Kautschuk und Arbeit in Kamerun unter deutscher Kolonialherrschaft, 1880-1913 (Industrielle Welt), Wien 2023.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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14-täglich | Do | 12-16 | X-E1-203 | 07.10.2024-31.01.2025 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.6 Praxis der Geschichtsvermittlung | Projektseminar | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
38-M3-KV Kulturelle und Ästhetische Bildung | Perspektiven Kultureller Bildung | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
38-M3-KV_a Kulturelle und Ästhetische Bildung | Kulturelle Bildung - Diversität - Ungleichheit | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.