In den letzten Jahren sind in sozialen Medien vermehrt Aufrufe zur Boykottierung öffentlicher Akteur*innen, Marken oder Prominenter zu beobachten – ein Phänomen, das unter dem Begriff „Cancel Culture“ diskutiert wird. Häufig stehen dabei moralische Verfehlungen im Fokus, die öffentlich skandalisiert werden und zu Reputations- oder wirtschaftlichen Verlusten führen können. Die Skandalisierung wird dabei als kommunikativer Prozess verstanden, in dem Normverstöße öffentliche Empörung auslösen und gesellschaftliche Werte zur Diskussion stehen. Cancel Culture bleibt jedoch nicht unwidersprochen: Immer wieder wird sie selbst zum Gegenstand von Kritik, die ihre Legitimität infrage stellt. So lässt sie sich nicht nur als Form der Skandalisierung, sondern auch als Ziel von Gegenskandalisierung betrachten (z. B. Streit um Winnetou im Sommer 2022).
Vor diesem Hintergrund nähert sich das Seminar dem Thema aus der Perspektive der Invektivität. Dieses heuristische Konzept beschreibt Aspekte herabsetzender, verletzender oder beleidigender Kommunikation, während Metainvektivität deren öffentliche Reflexion und Problematisierung fokussiert. Die Winnetou-Debatte zeigt beispielhaft, wie Kritik an einer als invektiv wahrgenommenen Darstellung zunächst skandalisiert wird und anschließend selbst als invektiv gedeutet wird, etwa als Angriff auf kulturelle Werte oder Traditionen, was wiederum öffentliche Gegenempörung auslöst. Solche Konstellationen dienen im Seminar als Ausgangspunkt, um Dynamiken von Cancel Culture und ihre gesellschaftlichen Effekte zu analysieren und zugleich zu fragen, inwiefern sich Cancel Culture selbst als Form metainvektiver Praxis verstehen lässt.
Die Studierenden lernen zentrale theoretische Ansätze kennen und wenden diese auf selbst gewählte Fallbeispiele an. Die Prüfungsleistung besteht in einem Portfolio, das den individuellen Forschungsprozess dokumentiert. Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind die regelmäßige aktive Teilnahme, eine Studienleistung (z. B. kleinere Aufgaben im Seminar) sowie die abschließende Prüfungsleistung. Die genaue Ausgestaltung der Studienleistung wird in der ersten Sitzung erläutert. Die kontinuierliche Mitarbeit unterstützt das Verständnis der Inhalte und bildet die Grundlage für die erfolgreiche Bearbeitung des Portfolios.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Di | 16-18 | 13.10.2025-06.02.2026 |
Module | Course | Requirements | |
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30-M35 Fachmodul Mediensoziologie | 1. Seminar | Study requirement
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Student information |
2. Seminar | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.