220125 Emotionen zwischen Theorie und Empirie. Emotionale Praktiken im Musikleben des 19. und 20. Jahrhunderts (GST) (SoSe 2014)

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Musik ist die Sprache der Gefühle – so zumindest lautet ein jahrhundertealter Gemeinplatz. Die Frage, welche Emotionen das Produzieren und Hören von Musik unmittelbar auslöst, wird durch den aktuellen Trend der Geschichts- und Kulturwissenschaften beflügelt. Es spannt sich ein weites Feld von Phänomenen: Praktiken des Musik-Spielens und -Hörens, Körpererfahrungen, Gruppendynamiken, Geschmacksdiskurse und Gefühle des Glücks, der Aggressivität oder der Langeweile. Dieses Seminar beleuchtet wie sich Musikerfahrungen und Gefühlserlebnisse im Zuge der sozialen, politischen und kulturellen Wandlungen der modernen Gesellschaft herausbildeten, zu welchen Verhaltensformen sie führten und wie sie sich immer wieder veränderten. Dabei wird die gesellschaftliche Wirkung der hier erarbeiteten Emotionstheorien anhand bestimmter Fallbeispiele verdeutlicht.
Im Mittelpunkt steht mithin nicht die Musik, sondern ihre Rezeption, also ihre Aneignung, Deutung und Bewertung durch die Hörer. Die hier unter den Aspekten der Theorie und der Empirie untersuchten Praktiken vom 19. bis zum 20. Jahrhundert bieten eindrucksvolle Beispiele dafür, dass eben kein kausaler Nexus zwischen einem bestimmten Musikstück und einer spezifischen emotionalen Wirkung besteht. Gezeigt werden soll die analytische Deutungsoffenheit normativer Interpretationen. Die Untersuchung verschiedener Musikrichtungen und des unterschiedlichen „Gebrauchs“ von Musik veranschaulicht, dass sie weder a priori bestimmbare Gefühle erzeugt noch eine spezifische Bedeutung hat. Beides entsteht erst in der Interaktion von Musik und Interpretation, von Text und Kontext. Die Veränderungen der Gefühle für bestimmte Musik können radikal sein. Was in der romantischen Gefühlsästhetik als vermeintlich „echter“ Ausdruck der Seele des Komponisten das Publikum bewegte, mochte einem nicht minder emotionalen Publikum hundert Jahre später im Vergleich zum rauen Ton des „echten Rock“ nur noch als konventionelles „Geklimper und Gefiedel“ erscheinen. Das Seminar arbeitet dazu mit kulturhistorischen und soziologischen Methoden zur Analyse dieser Entwicklungen.

Bibliography

P.N. Juslin / J.A. Sloboda, (Hg.), Music and Emotion. Theory and Research, New York 2010; A. Bradley, A Language of Emotion: What Music Does And How It Works, Bloomington/IN 2009; The Cultural Study of Music. A Critical Introduction, M. Clayton, T. Hervert and R. Middelton, (Hgg.), London, 2003; J. Plamper, Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte, München 2012; H. Ziemer, Die Moderne Hören. Das Konzert als urbanes Forum 1890-1940, Frankfurt / M. 2008; J. Johnson, Listening in Paris. A Cultural History, Berkeley 1997; D.B. Dennis, Beethoven in German Politics, 1870-1989, New Haven 1996; S.O. Müller, Das Publikum macht die Musik. Musikleben in Berlin, London und Wien im 19. Jahrhundert, Göttingen 2014; S.O. Müller, Politischer Genuss durch erlernte Emotionen? Aufführungen der Berliner Philharmoniker im Zweiten Weltkrieg, in: gemeinsam mit S. Zalfen (Hg.), Besatzungsmacht Musik. Zur Musik- und Emotionsgeschichte im Zeitalter der Weltkriege 1914-1949, Bielefeld 2012, 103-128.

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22-2.1 Theoriemodul Grundseminar Theorien in der Geschichtswissenschaft Graded examination
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22-2.2 Methodikmodul Grundseminar Methodik Study requirement
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Geschichtswissenschaft / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Modul 2.2; Modul 2.4 Wahlpflicht 4 scheinfähig  
Geschichtswissenschaft / Bachelor (Enrollment until SoSe 2011) Kern- und Nebenfach Modul 2.1 Pflicht 4 scheinfähig studierbar als Übung Methodik  
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) Modul 2.1; Modul 2.4 Wahlpflicht 4 scheinfähig studierbar im Modul 2.1 als "Übung Methodik" oder im Modul 2.4 als "Grundseminar Theorien"  

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Tuesday, April 29, 2014 
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Monday, April 28, 2014 
Type(s) / SWS (hours per week per semester)
basic seminar in theories in historiography (GST) / 2
Department
Faculty of History, Philosophy and Theology / Department of History
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