Theophrast aus Eresos (auf der Insel Lesbos), 372–288 v.Chr., war ein griechischer Philosoph, Schüler und Freund des Aristoteles. Nach dessen Tode organisierte und leitete er die peripatetische Schule in Athen. Theophrast zählte wie Aristoteles zu den universalen Gelehrten der Antike. Er verfaßte eine Vielzahl von Schriften auf den Gebieten der Philosophie, Rhetorik, Poetik, Naturkunde, Musik, Kultur- und Religionsgeschichte, von denen aber nur wenig erhalten ist. Für die Methode wissenschaftlicher Auseinandersetzung wichtig wurde sein Verfahren, der eigenen Darstellung Referat und Kritik bisheriger, auch gegnerischer Ansichten, voranzustellen. Außerdem formulierte Theophrast den für das naturwissenschaftliche wie philosophische Problemdenken wichtigen Begriff der Oikeiosis, der Anpassung an Umwelt und Umstände.
Seine kleine Schrift „Charaktere“ bietet dreißig knappe, treffsichere Skizzen von bestimmten Typen von Menschen: Redselige, Gerüchtemacher, Heuchler, Schmeichler, Flegel, Wichtigtuer, Ehrabschneider usw. Die Schrift übte zum einen seit der Spätantike starken Einfluß auf die Komödiendichtung aus und wurde durch die französische Übersetzung von J. de La Bruyère (1688) in der europäischen Aufklärung erneut wirksam. Historisch gelesen bietet sie eine Fülle von Alltagsbeobachtungen und ist eine interessante Quelle für die Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte des spät- und nachklassischen Athen. Der Autor gibt, so Jacob Burckhardt, „etwas viel Bedeutenderes als die nur auf dem Tisch vorgezeigten Puppen der Komödie“, nämlich „die ewigen Züge der unguten Menschheit, aber doch vielfach im charakteristischen Gewande seiner Nation und seiner Zeit“. Es geht also ex negativo um das Bild und die Norm des ‘guten Bürgers’ in der Zeit, als Athen nicht mehr mächtig war.
Gelesen wird der griechische Text. Die kritische Ausgabe (Theophrasti Characteres, rec. H. Diels, Oxford 1909) wird pdf-scan zur Verfügung gestellt. Ferner sollte eine systematische altgriechische Grammatik zur Hand sein (Kaegi, Ars Graeca, Bornemann-Risch, Typoi u.a.) sowie ein griechisch-deutsches Lexikon (Gemoll, Benseler, Menge-Güthling [Langenscheidt]).
Erwartet werden brauchbare Altgriechischkenntnis auf dem Niveau des Graecum. Doch auch wer gerade den Fortgeschrittenenteil des Graecumskurses besucht, ist willkommen!
Kritische Ausgabe: s.o. (im Lernraum abrufbar) – Kommentare: The Characters of Theophrastus, ed. by. J.M. Edmonds and G.E.V. Austin, London 1904 (ebenfalls im Lernraum); The Characters of Theophrastus, ed. with introduction, commentary and indx by R.G. Ussher (1960). Revised ed. Bristol 1993; Theophrastus, Characters, ed. with introduction, translation and commentary by James Diggle, Cambridge 2004 – Literatur: Robin Lane Fox, Theophrastus’ Characters and the historian, Proceedings of the Cambridge Philological Society 42, 1996, 127-170; Hartmut Leppin, Theophrasts „Charaktere“ und die Bürgermentalität in Athen im Übergang zum Hellenismus, Klio 84, 2002, 37-56.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 14-16 | C01-252 | 08.04.-19.07.2024 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Übung Sprache | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.2_a Methodikmodul | Übung Sprache | Studienleistung
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Studieninformation |
23-LAT-LatPM5 Die römische Kultur und Gesellschaft im europäischen Kontext (mit Graecum) | Griechische Lektüre aus Epochen-Pool (Klassik, Hellenismus, Kaiserzeit) | unbenotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
In jedem Fall werden regelmäßige Teilnahme und häusliche Vorbereitung der Übersetzung erwartet.