250208 Literarisches Schreiben als Bildungserfahrung? (S) (SoSe 2014)

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Adorno hat schon 1959 entfaltet, dass Bildung aufgrund der gesellschaftlichen Verhältnisse untergeht in dem, was er als Halbbildung im Sinne der "Verwandlung aller geistigen Gehalte in Konsumgüter" bezeichnet hat. Das, was zählt, ist im Wesentlichen ein Bescheidwissen, das sich in Fragebögen abfragen lässt, das verwertbar ist, zur Zurschaustellung der eigenen Anpassung und Employability dient und zum Statussymbol gerinnt. "Erfahrung, die Kontinuität des Bewußtseins, in der das Nichtgegenwärtige dauert, in der Übung und Assoziation im Einzelnen je Traditionen stiften, wird ersetzt durch die punktuelle, unverbundene, auswechselbare und ephemere Informiertheit, der schon anzumerken ist, daß sie im nächsten Augenblick durch andere Informationen weggewischt wird". Auch wenn Adorno sich der relativen Ohnmacht der Erziehung gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen bewusst war, trat er demgegenüber für eine Erziehung zur Erfahrung und zur Phantasie ein, die er als eine Erziehung zu Mündigkeit begriff. Nun ist in den letzten Jahren deutlich geworden, dass Kreativität und Innovativität zu den Schlüsselkompetenzen des Postfordismus zählen, dass also Phantasie selber eingemeindet wird in die Logik von Anpassung und Verwertbarkeit (wie etwa Boltanski und Chiapello gezeigt haben). Dennoch haben künstlerische Tätigkeiten immer auch einen ungebändigten Überschuss. Diesem Spannungsverhältnis kann kein Bildungsangebot für kreative Tätigkeiten entrinnen - ebenso wenig wie der Schwierigkeit, dass es sich in der Regel um ein isoliertes, eingegrenztes Erlebnis handelt. Dennoch verquickt literarisches Schreiben, um das es hier gehen soll, Phantasie und Reflexion im Medium der Sprache und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit der Welt, die mehr ist als ein positivistischer Abdruck. Es ermöglicht ebenso ein Verständnis von Ästhetik über die Bewegung vom Anerkennen und Brechen der jeweiligen Formensprache.
Kreatives Schreiben mag grundsätzlich nicht besser sein als andere Bildungsangebote, jedoch wird das Schreiben von Lyrik und Prosa häufig in Bildungseinrichtungen vernachlässigt. Das gilt beispielsweise für eine der wichtigsten Bildungsinstitutionen, die Schule: Während im Kunstunterricht die praktische Betätigung selbstverständlich ist, lässt sich feststellen, dass im Sprach- und Literaturunterricht „gegen das Einüben und Trainieren von Analyseverfahren und die sonstige Sachtextproduktion kreatives Schreiben deutlich im Hintergrund steht" (Hellwig 2006. In: Pädagogik. 58. Jg./ Heft 6/ Juni 2006, S.24). Kreative Umsetzungen im Sprach- und Literaturunterricht finden sich - abgesehen von Aufsätzen in der Grundschule – eher in Theatervorführungen. Dabei hat Gedichte-schreiben im Vergleich zum Musizieren oder Schauspielerdasein tendenziell den Ruf, "uncool" zu sein, es sei denn, es handelt sich um einen Wettbewerbsevent wie im Falle der Poetry-Slams. Zugleich kann die Vernachlässigung literarischer Textproduktion jedoch auch darauf zurückgeführt werden, dass ein Umgang mit kreativem Schreiben zu wenig Raum auch im Studium PädagogInnen eingenommen hat und sie kaum Erfahrung im literarischen Schreiben mitbringen (vgl. ebd., S.25). Dadurch werden Kinder und Jugendliche, die literarische Texte schreiben, häufig nicht angemessen unterstützt und gefördert.
In diesem Seminar soll es vor allem darum gehen, praktische Erfahrungen mit dem literarischen Schreiben zu machen und zu diskutieren, ob und wie diese sich als Bildungserfahrungen im pädagogischen Betrieb überhaupt realisieren lassen könnten.

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25-MEW1 Allgemeine Grundlagen der Erziehungswissenschaft E4: Pädagogische Handlungsfelder Study requirement
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25-MEW12 Kulturarbeit E2: Kulturpädagogische Tätigkeitsfelder - Theorien, Konzepte, Reflexionen Study requirement
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25-MEW12_wp Kulturarbeit E2: Kulturpädagogische Tätigkeitsfelder - Theorien, Konzepte, Reflexionen Study requirement
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Enrollment until SoSe 2008) H.1.2   scheinfähig  

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