Soziologische Zugänge zu einem weitgehend ignorierten Organisationstypus
Ein Seminar in Kooperation mit dem Seminar von Judith Muster an der Universität Potsdam
Man kann Politik nicht begreifen, ohne die Arbeit von Ministerien zu begreifen. Zwar werden Gesetze in Parlamenten verabschiedet, diese werden aber durch Ministerien vorbereitet und umgesetzt. Angesichts der Bedeutung von Ministerien wissen wir bisher wenig darüber, wie diese eigentlich genau funktionieren. Wie werden Entscheidungen in Ministerien getroffen? Wie wirken sie mit anderen Ministerien zusammen? Wie ist das Zusammenspiel mit der Regierungszentrale? Welche Rolle spielt der Einfluss von Parteien? Wie verkraften sie den regelmäßigen Wechsel an der Spitze der Organisation? In diesem Seminar wollen wir versuchen gemeinsam mit Studierenden, die Grundlagen für eine Soziologie des Ministeriums zu legen und dadurch Zugriffe auf konkrete Forschungsfragen bezüglich einzelner Ministerien zu erarbeiten.
Das Seminar ist durch einen wissenschaftlichen Zugriff gekennzeichnet, soll aber Studentinnen und Studenten in die Lage versetzen, später auch in oder mit Ministerien arbeiten zu können. Wenn man Ministerien begreift, so unsere Annahme, kann man in Kooperationen mit ihnen wirksamer werden und vielleicht auch die eine oder andere Skurrilität besser ertragen. Das Seminar eignet sich deswegen sowohl für Studierende mit einem starken wissenschaftlichen Interesse an politischen (und administrativen ) Organisationen als auch für Studierende, die sich später eine Tätigkeiten in politischen Organisationen vorstellen können.
Zur Struktur des Seminars
Das Seminar führen wir parallel in Bielefeld und Potsdam durch. In der Regel findet das Seminar vor Ort in Bielefeld statt. Sieben Sitzungen machen wir gemeinsam über Zoom-Sessions.
Das Seminar basiert auf vier Säulen:
1. In insgesamt sieben Sitzungen versuchen wir jeweils in Seminaren vor Ort in Bielefeld oder Potsdam, die Besonderheiten des Organisationstypus Ministerium zu erarbeiten. Was sind die Besonderheiten eines Ministeriums als Organisationstypus? Wie stellen sich Mitgliedschaft, Zwecke und Hierarchien in Ministerien dar? Wie müsste man die formale, die informale und die Schauseite von Ministerien beschreiben? Weil wir als eine Grundlage dieses Seminars das Lehrbuch „Organisationen. Eine sehr kurze Einführung“ nutzen, eignet sich das Seminar auch für Sie, wenn Sie keine Vorkenntnisse in Organisationssoziologie haben.
2. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer sucht sich am Ende der ersten Sitzung ein Bundesministerium aus, bei dem es sich lohnen könnte, es näher zu betrachten: Finanzministerium, Außenministerium, Innenministerium, Verteidigungsministerium, Entwicklungshilfeministerium, Umweltministerium, Landwirtschaftsministerium, Gesundheitsministerium, Familienministerium, Wirtschaftsministerium, Arbeitsministerium, Verkehrsministerium, Forschungsministerium oder Justizministerium. Für insgesamt sieben Blöcke werden dann die Besonderheiten des jeweiligen Ministeriums herausgearbeitet und eine interessante Forschungsfrage identifiziert. Ein Fokus liegt dabei auch auf der historischen Entwicklung des jeweiligen Ministeriums.
3. Wir wollen Ministerien innerhalb ihres organisationalen Feldes betrachten. Dafür haben wir bei den Fallarbeiten immer folgende Fragen im Blick: Wie wirken Interessensgruppen auf das Ministerium ein? Wie gestaltet sich das Zusammenspiel mit anderen Ministerien? Welche Rolle spielt die Regierungszentrale? Wie werden nachgeordnete Behörden von den Ministerien gesteuert? Wie findet die Umsetzung der Politik in den Ländern und Kommunen statt?
4. Eine zentrale Säule ist die Diskussion von sieben theoretischen Konzepten oder Forschungsfragen. Dafür kommen in einer Webkonferenz alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bielefeld und Potsdam zusammen. Da, wo es Sinn macht, diskutieren wir nicht nur gemeinsame Texte, sondern laden auch die Autorinnen und Autoren der Texte ein oder ziehen Personen aus Ministerien hinzu.
Zur Methodik
Im Seminar experimentieren wir mit dem Konzept des „Inverted Classrooms“ https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/vorlesung/inverted_classroom. Dafür werden den Studierenden für eine Sitzung verschiedene Materialien elektronisch zur Verfügung gestellt (Primärquellen, Lehrbuchtexte, Podcasts, Video), die zu Hause studiert und dann auf den jeweiligen Organisationstypus angewandt werden. Das Konzept wird im Detail in der Einstiegssitzung vorgestellt.
Dieses Seminar besteht aus Lehrgesprächen, kleinen Übungen, Kleingruppenarbeiten und Vorlesungselementen. In zusätzlichen Blöcken werden – bei Bedarf – Techniken wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt – zum Beispiel Literaturrecherche, Schreiben von Rezensionen, Schreiben von Hausarbeiten, Anlegen von eigenen Datenbanken über Citavi, Verfassen von Wikipedia-Beiträgen, Anlegen von Blogs.
Das Seminar führt systematisch an das Schreiben soziologischer Texte heran. Dafür werden im Seminar Rezensionen, Exposés, Hausarbeiten und Wikipedia-Beiträge geschrieben. Im Rahmen des Seminars können nicht nur Hausarbeiten, sondern auch Masterarbeiten verfasst werden.
Erwartung an die Studierenden
Weil das Seminar auf der Eigeninitiative der Studierenden in den Arbeitsgruppen basiert, wird das Seminar sehr arbeitsintensiv. Die Veranstaltung ist gut für Einsteigende in die Organisationssoziologie geeignet. Dieses Seminar richtet sich vorrangig an Studierende im Master Soziologie, Sozialwissenschaft, Politologie und Geschichtswissenschaft und setzt keine Kenntnisse der Organisationssoziologie voraus.
Allgemeine Übersichten
Simon, Herbert A.; Smithburg, Donald W.; Thompson, Victor A. (1950): Public Administration. New York.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M6a Organisationssoziologie a | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
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30-M-Soz-M6b Organisationssoziologie b | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6c Organisationssoziologie c | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.