300270 LEH: Soziologische Methoden - quantitativ: Das Wissen über Arten der Geschlechtlichkeit Teil 1 (LEH) (SoSe 2023)

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Das Wissen über Arten der Geschlechtlichkeit (Zweisemestrige Lehrforschung)

Gegenstand

Die lange Zeit für banal gehaltene Erfassung des Geschlechts ist zu einer Herausforderung geworden. Zwischen dem biologischen und dem sozialen Geschlecht und der sexuellen Orientierung wölbt sich ein Raum sexueller Diversität mit einer Vielzahl von Ausprägungen. Soziale Bewegungen fassen sie heute zusehends in ein eigenes Begriffsrepertoire, das Abkürzungen wie LGBTQIA+ abbilden.

Dieser aktuell prominente Diskurs will damit lediglich die Sprache der realen Diversität anpassen. Ein konservatives Verständnis binärer Geschlechtlichkeit leistet dagegen Widerstand. Bislang haben sich die konträren Positionen allenfalls auf die Kategorie 'divers' einigen können. Sie ist aber ein schlechter Kompromiß, weil sich die wenigsten Menschen jenseits althergebrachter dichotomer Identitäten als divers bezeichnen würden.

Die Erfassung des Geschlechts in der sozialwissenschaftlichen Forschung stellt dieser Konflikt vor ein Dilemma. Erhebungsinstrumente sollen die Realität angemessen abbilden. Ein Teil des Publikums faßt die Verwendung von LGBTQIA+-Labels in Erhebungsinstrumenten aber als genderpolitisches Statement auf. Eine reale oder vermeintliche Positionierung durch Forschende droht die Teilnahmebereitschaft zu beeinträchtigen, denn offenbar sehen manche Menschen die Infragestellung binärer Geschlechterkonzepte als Bedrohung ihrer sozialen Identität an. Mit dieser Frage setzt sich die Forschung schon auseinander.

Weniger beachtet wird bisher ein anderer Aspekt: Das schiere Wissen um die spezifische Bedeutung der einzelnen Kategorien ist kein Gemeingut; vermutlich sind in Abhängigkeit von Alter, politischer Orientierung, Milieu-Blasen-Zugehörigkeit und anderen Faktoren Individuen oft kaum mit der Bedeutung der Konzepte vertraut. Es wäre gut, die Verbreitung des Wissens über die geschlechtliche Vielfalt und ihre Labels zu verstehen. Sozialwissenschaftlerïnnen müssen wissen, was in einem Instrument vorausgesetzt werden kann, um Fragebogenartefakte und Akzeptanzprobleme zu vermeiden. Ferner ist die Verbreitung des Wissens ein Indikator des sozialen Wandels und des Wertewandels. Sie wird der Gegenstand der Lehrforschung sein. Die Leitfrage lautet: Wer weiß was über die Spielarten der Geschlechtlichkeit?

Die Studierenden müssen sich mehreren Herausforderungen stellen, die der Gegenstand mit sich bringt, z. B.:

  • Wie läßt sich das Wissen über Geschlechtlichkeit operationalisieren, also in Begriffe und konkrete Fragen übersetzen?
  • Wie kann dem Problem sozialer Erwünschtheit begegnet werden?
  • Wie erreicht man Stichproben, die über die eigene Blase hinausgehen?

Format der Lehrforschung

  • Die Lehrforschung bildet ein vollständiges quantitatives Forschungsprojekt einschließlich Instrumentenentwicklung, Datenerhebung, Datenanalyse, Bericht.
  • Die Studierenden erheben und analysieren quantitative Daten.
  • Alle Teilnehmerïnnen entwickeln gemeinsam ein einheitliches Erhebungsinstrument (einen standardisierten Fragebogen). Die erzeugte Datengrundlage können alle Studierenden in identischer Form und ohne Einschränkung nutzen.

Arbeitsweise

  • Plenumsveranstaltungen dienen der Information, Planung und Entscheidung.
  • Kleingruppensitzungen dienen der Abstimmung spezifischer Teilfragen.
  • Im Selbststudium bzw. in Individualarbeit werden teilnehmerspezifische Konzepte erarbeitet, Daten analysiert und Berichte verfaßt.
  • In Kolloquien stellen Studierende ihren Ansatz und Ihre Ergebnisse vor (Wintersemester).
  • Beratungstermine mit dem Veranstalter dienen der Klärung themenspezifischer Fragen und werden bedarfsabhängig mit Einzelpersonen und Kleingruppen anberaumt.
  • In der Auswertungsphase nutzen die Studierenden Analysesoftware ihrer Wahl. (Über die von der Fakultät zur Verfügung gestellten Ressourcen hinaus kann der Veranstalter keine Software bereitstellen.)
  • Ziel ist ein individueller Abschlußbericht.

Vorläufige Ablaufplanung

Sommersemester 2023 (Plenum, Kleingruppen)

  • Klärung zentraler Begriffe
  • Hypothesenformulierung
  • Operationalisierung
  • Entwicklung und Abstimmung des Erhebungsinstruments
  • Pretest des Erhebungsinstruments

Vorlesungsfreie Zeit, Sommersemester 2023

  • Datenerhebung (Feldzeit)

Wintersemester 2023/2024 (einzelne Plenumssitzungen, Kolloquium)

  • Datenedition
  • Datenanalyse
  • Kolloquiumstermine für Berichte: Gliederung, Argumentation, Methode
  • Verfassung der Berichte

Vorlesungsfreie Zeit, Wintersemester 2023/2024 (Individualarbeit)

  • Endfassung der Berichte

Abgabe der Berichte bis 31.03.2024 (PDF per Email an den Veranstalter)

Ihre Leistungen

Die Mitwirkung in allen Phasen des Projektablaufs ist erforderlich. Besondere Bedeutung haben:

  • Entwicklung einer eigenen Fragestellung, Formulierung von Hypothesen
  • Operationalisierung der eigenen Konzepte und Mitarbeit bei der Fragebogenentwicklung
  • Übernahme eines Kollektivgutbeitrags (z. B. Protokoll, thematisches Referat, Layout bzw. Programmierung des Fragebogens, Datenverwaltung, Analyseberatung)
  • Datenerhebung
  • Analyse der Daten und Verfassung eines Lehrforschungsberichts im Umfang von 30 Seiten

Voraussetzungen

  • Sie sollten grundlegende Kenntnisse der quantitativen empirischen Forschung in Trockenkursen erworben haben.
  • Kenntnisse der Verfahren der Datenerhebung, Stichprobenkonzepte und Fragebogenkonstruktion sind von Vorteil, können aber bedarfsspezifisch noch erworben werden.
  • Ohne basale Statistikkenntnisse (Maße der zentralen Tendenz, Zusammenhangsmaße, Regression) ist die Teilnahme nicht sinnvoll.
  • Die Beherrschung eines Statistik-Softwarepakets wird vorausgesetzt. Für das Erlernen von Statistiksoftware außerhalb der Lehrforschung müssen Sie ggf. zusätzliche Zeitressourcen einplanen.
  • Sie müssen einen erheblichen Zeitaufwand bewältigen können, denn wir werden intensiv und extensiv arbeiten. Der Zeiteinsatz ist mit insgesamt 60 Stunden Präsenzzeit und 180 Stunden Selbststudium veranschlagt.

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30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden Seminar 1 Study requirement
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Seminar 2 Study requirement
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- Graded examination Student information
30-MGS-6b Angewandte Geschlechterforschung - Lehrforschung Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar Study requirement
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Seminar 1 Study requirement
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Seminar 2 Study requirement
Student information
- Ungraded examination Student information

The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.

Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Geschlechterforschung in der Lehre    

No more requirements
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Address:
SS2023_300270@ekvv.uni-bielefeld.de
This address can be used by teaching staff, their secretary's offices as well as the individuals in charge of course data maintenance to send emails to the course participants. IMPORTANT: All sent emails must be activated. Wait for the activation email and follow the instructions given there.
If the reference number is used for several courses in the course of the semester, use the following alternative address to reach the participants of exactly this: VST_388041086@ekvv.uni-bielefeld.de
Notes:
Additional notes on the electronic mailing lists
Last update basic details/teaching staff:
Thursday, November 17, 2022 
Last update times:
Friday, February 3, 2023 
Last update rooms:
Friday, February 3, 2023 
Type(s) / SWS (hours per week per semester)
research training (LEH) / 4
Department
Faculty of Sociology
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388041086