230157 Um 1500: Recht und Gerechtigkeit auf der Bühne: Münchner Weltgerichtsspiel und Tenglers Laienspiegel (S) (SoSe 2023)

Inhalt, Kommentar

Die Frage, was den Menschen nach seinem Tod erwartet, mithin die Frage nach seiner Erlösung oder Verdammnis, zählt nicht nur zu den anthropologischen Universalien, sie ist auch eines der zentralen Themen spätmittelalterlicher Literatur. So verwundert es nicht, dass sich auch unter den Geistlichen Spielen, die zurecht als ein 'Massenmedium' des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit bezeichnet werden können, zahlreiche finden, die sich mit Weltende und Jüngstem Gericht beschäftigen. Wie man sich das Weltgericht vorstellen konnte, macht die dramatische Gestaltung anschaulich: Propheten und Kirchenlehrer kündigen das unausweichliche Weltende und das göttliche Gericht an. Engel rufen die Toten auf, aufzuerstehen, Christus tritt als Weltenrichter auf, Maria und die Apostel sind Beisitzer zu Gericht, Luzifer erscheint als Ankläger. Auch allegorische Figuren wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit treten streitend auf, wobei der Sieg der Gerechtigkeit außer Frage steht. Gut und Böse werden voneinander geschieden, wobei alle Menschen unabhängig von Ansehen und Stand be- und verurteilt werden. Himmel und Hölle erscheinen als transzendente Orte von Lohn und Strafe. Diskutiert werden dergestalt ganz grundlegende Fragen nach Recht und Gerechtigkeit. Um 1500 zeigt sich der Zusammenhang von Recht und Gerechtigkeit nicht zuletzt auch darin, dass das Rechtswissen der Zeit mit Weltgerichtsspieltexten kombiniert werden kann, so geschehen in Ulrich Tenglers 'Laienspiegel' von 1511. Weltliche Rechtspraxis und endzeitliches Gericht werden hier eng aufeinander bezogen.
Im Seminar erschließen wir uns zentrale Texte der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Weltgerichtsspiele, wobei das 'Münchner Weltgerichtsspiel' im Fokus stehen wird. Diskutieren wollen wir neben der spezifischen Machart der Texte auch ihre vielfältigen Funktionen (Strategien der Angstbewältigung vor dem Weltende, Vermittlung lebenspraktisch relevanten religiösen Wissens, Herrscher- und Obrigkeitskritik u.a.m.). Daneben thematisieren wir die reiche Bildtradition des Weltgerichts, ohne die die zeitgenössische Sakralkunst und Malerei kaum zu denken wäre.

Literaturangaben

Textausgabe:
Das Münchner Weltgerichtsspiel und Ulrich Tenglers Büchlein vom Jüngsten Gericht. Hrsg. von Ursula Schulze. Stuttgart 2014 (Relectiones 2). [Die Ausgabe wird im Lernraum zur Verfügung gestellt.]

Einführend:
Rosenfeld, Hellmut: Art. 'Münchner Weltgerichtsspiel'. In: VL 6 (1987), Sp. 775–778.
Schulze, Ursula: Art. 'Geistliches Spiel'. In: RLW 1 (1997), S. 683–688.

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Montag, 31. Oktober 2022 
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Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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