Mit dem Bedeutungszuwachs internationaler Finanzinvestoren unterliegt das Verhältnis von Arbeit und Anerkennung einem grundlegenden Wandel. 
Während für dieses bislang Prinzipien der sozialen Reziprozität, der relativen Beschäftigungssicherheit, Senioritätsregeln und sozialstaatliche Absicherungen charakteristisch waren, wandelt sich dieses nunmehr zu einer Beziehungsform, die nur noch herausragende Leistungen würdigt, die auch am Markt Erfolg haben.
Damit einher geht nicht nur ein grundlegender Wandel dessen, was überhaupt als „Leistung“ verstanden wird (genügt die gewissenhafte Anstrengung der Beschäftigten oder muss sich diese auch am Markt „lohnen“?) und welche Konsequenzen hat dies für Beschäftigtengruppen, die gar keinen „Marktkontakt“ haben und somit ihre Leistungen gar nicht sichtbar machen können (z.B. Beschäftigte im back-office).
Obgleich dieser Wandel in den Anerkennungsbeziehungen in der soziologischen Literatur ziemlich unbestritten ist, kommen jüngst Rückfragen auf, ob dieser Erklärungsversuch nicht einseitig die „Zwänge“ des Finanzmarktes untersucht. Ist es denn wirklich so, dass diese „Ökonomisierung von Subjektivität“ ausschließlich durch den Finanzmarkt „erzwungen“ wird oder lassen sich nicht vielmehr auch aufseiten der Beschäftigten gewandelte Wertvorstellungen finden, die gerade in dem Streben nach „Erfolg“ ihre außeralltägliche Kreativität und Leistungsbereitschaft materialisiert sehen. Für diesen Werte- und Lebensstilwandel aufseiten der Beschäftigten sprechen nicht nur die in der Wirtschaftspresse kommunizierten Selbstwahrnehmungen des Top-Managements, sondern auch Befunde in der Kreativ- und Werbebranche. Auch hier scheint der Grundsatz zu gelten, dass es der Markt – und eben nicht das Unternehmen – ist, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet.
Das Seminar wird zunächst diesen Wandel in der betrieblichen Anerkennungspraxis sowie die Folgen für das Verständnis von „Leistung“ und die Segmentation zwischen den Beschäftigtengruppen diskutieren. Im zweiten Schritt soll dann die These aufgegriffen werden, inwiefern dieser Wandel lediglich durch Finanzmarktinvestoren und deren Erwartungen an Unternehmen „erzwungen“ wird und wo sich gewandelte Wertvorstellungen aufseiten der Beschäftigten finden lassen.
Formale Teilnahmevoraussetzungen: siehe Modulhandbuch.
Honneth, Axel (1992): Kampf um Anerkennung: zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt/Main.
Kotthoff, Hermann (2000): Anerkennung und sozialer Austausch. Die soziale Konstruktion von Betriebsbürgerschaft, in: Holtgrewe, Ursula & Voswinkel, Stephan & Wagner, Gabriele (Hrsg.): Anerkennung und Arbeit. Konstanz, S. 27–36.
Voswinkel, Stephan & Wagner, Gabriele (2013): Die Vermessung der Anerkennung. Die Bearbeitung unsicherer Anerkennung in Organisationen, in: Axel Honneth, Ophelia Lindemann, Stephan Voswinkel (Hrsg.): Strukturwandel der Anerkennung. Paradoxien sozialer Integration in der Gegenwart. Frankfurt/Main.
Voswinkel, Stephan (2005): Reziprozität und Anerkennung in Arbeitsbeziehungen, in: Adloff, Frank & Mau, Steffen (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Frankfurt/Main; New York, S. 237-256.
| Module | Course | Requirements | |
|---|---|---|---|
| 30-M24 Fachmodul Arbeit, Wirtschaft, Sozialpolitik I | Seminar 1 | Study requirement
                            
                            
                          
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Student information | 
| Seminar 2 oder Vorlesung mit Übungsanteil | Study requirement
                            
                            
                          
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Student information | |
| - | Graded examination | Student information | |
| 30-M33 Fachmodul Arbeit, Wirtschaft, Sozialpolitik II (erweitert) | Seminar 1 | Study requirement
                            
                            
                          
                           | 
Student information | 
| Seminar 2 | Study requirement
                            
                            
                          
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Student information | |
| - | Graded examination | Student information | 
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
| Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Gender Studies / Master | (Enrollment until SoSe 2013) | Hauptmodul 2; Hauptmodul 4 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
| Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Fachmodul (FM) Arb | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | 
Das Seminar setzt ein grundständiges arbeits- und wirtschaftssoziologisches Wissen voraus. Das Seminar ermöglicht ein hohes Maß an Eigeninitiative und unterstützt die Studierenden in der Entwicklung eigener Fragestellungen und Perspektiven.
Eine AT/Studienleistung wird durch die regelmäßige Teilnahme sowie die Vorbereitung der Basistexte erbracht.
Einzelleistungen können in Form von Referaten mit schriftlicher Ausarbeitung erbracht werden.