Die bildliche Figur der Justitia war nicht immer blind: Diese Darstellung der Gerechtigkeit entstand in einem bestimmten soziokulturellen Umfeld des 16. Jahrhunderts und wurde, genauso wie die vielfältigen anderen Bildformen für Gerechtigkeit, die in der Vormoderne im Umlauf waren und z.T. bis heute zirkulieren, in einem bestimmten ikonographischen, architekturalen und argumentativen Kontext verwendet. Justitia kann eine Waage halten, aber auch einen Hobel, ein Schwert etc.? und welche Justitia ist jeweils gemeint? Die Justitia distributiva oder commutativa? Und mit welchen anderen Tugenden wird sie jeweils verbunden? So war Rabelais etwa der Ansicht, ein gerechter Richter könne seine Urteile auch mit Würfeln fällen - fürwahr eine Parodie auf die Rechtsprechung seiner Zeit. Auch die Frage, ob es überhaupt möglich ist, das Wesen der Gerechtigkeit angemessen bildlich darzustellen, wurde erörtert und - im Einzelfall - verneint (Battista Fieri, De iustitia pingenda, 1515), da Justitia der Wille Gottes selbst sei und der Mensch zwangsläufig an diesem Darstellungsproblem scheitern müsse. Mit der Reformation verändert sich der etablierte Bildtypus der Justitia mit Waage und Schwert. Justitia bezeichnet im Kontext der Theologie nicht länger menschliches Tun, sondern göttliches Heilshandeln. An ausgewählten Beispielen wird zu untersuchen sein, wie diese Veränderungen anschaulich vermittelt wurden.
Das Seminar möchte sich aus kunsthistorischer und historischer Perspektive mit solchen Gerechtigkeitsdarstellungen beschäftigen. Sie sind zentral für die Selbstdarstellung von städtischen Gemeinschaften, weltlichen oder klerikalen Landesherrschern, schmückten sie doch Ratshäuser, Gerichtssäle, Festumzüge, aber auch ? als Miniaturen ? grundlegende Schriften politischer Theorie wie Fürstenspiegel, theologische Traktate etc. Es soll hier also versucht werden, eine wichtige ikonographische Quelle der vormodernen Staatstheorie mit (kunst-)historischem Instrumentarium zu erschliessen.
Wolfgang Schild, Bilder von Recht und Gerechtigkeit, Köln 1995.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A2; B4; C2; D2 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.1.8 | 8 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | ||||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.1.8 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | ||
Studieren ab 50 |