230703 Das lateinische Reisegedicht in Antike und Spätantike (S) (SoSe 2007)

Das Reisen gehört sicher zu den Grunderfahrungen menschlicher Existenz. Immer schon dürften die dabei kennengelernten Ortschaften und gewonnenen Erfahrungen zu den beliebtesten Gesprächsstoffen gezählt haben. "Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben!", heißt es ja noch heute im Volksmund. Angesichts dessen wird es wenig überraschen, daß auch die Dichtung diesem Themenkomplex stets großes Interesse entgegen gebracht hat. Schon in Homers Odyssee, dem zweiten Werk der abendländischen Literatur überhaupt und die ganze Antike über ein nahezu omnipräsentes Bildungsgut, spielt die Reise bzw. Heimkehr des Protagonisten eine entscheidende Rolle.

Ohne den griechischen Hintergrund auszuklammern, wird sich unser Seminar jedoch auf die lateinische Literatur der Antike und Spätantike konzentrieren, die eine große formale und inhaltliche Vielfalt von «Reisedichtungen» hervorgebracht hat. Es sollen dabei Werke von Catull, Horaz, Vergil, Ovid, Statius, Ausonius und Rutilius Namatianus untersucht werden, die bis in die frühe Neuzeit hinein als mustergültig galten. Der Zugriff erfolgt jeweils zweigleisig: zum einen «kulturwissenschaftlich-historisch-geographisch» (wie?, wo?, wann?, warum reiste man zu Wasser oder zu Land?), zum anderen «literaturwissenschaftlich-narratologisch» (anhand welcher Stationen wird der räumliche Überbrückungsvorgang kenntlich gemacht?, wie werden sie beschrieben?, welche «Abenteuer» flankieren die Reise?, wie werden sie erzählt? etc.).
Um niemanden abzuschrecken: Das Seminar wendet sich ausdrücklich auch an solche Interessenten, die über geringe oder keine Kenntnisse der lateinischen Sprache verfügen.