220018 Reflexive Gesellschaftskritik: Der neue Geist des Kapitalismus (Ü+K) (SoSe 2007)

Die Entwicklung des Kapitalismus hat im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine einschneidende Veränderung erfahren, einen Aufschwung, der einhergeht mit einer Krise der Kapitalismuskritik. Es wird ein neuer 'dritter' Geist des Kapitalismus diagnostiziert, der auf neuen Gerechtigkeitsprinzipien und Normen beruhe. Waren die Jahre 1965 bis 1975 von einer starken Zunahme der Kapitalismuskritik geprägt, gelang es dem Kapitalismus sich von dieser zu befreien. Die Veränderung resultiere, so die These von Luc Boltanski und Eve Chiapello, aus der Anpassung des Kapitalismus an die 'Künstlerkritik' und 'Sozialkritik' der 68er Jahre. Ebnete die Kapitalismuskritik der 68er Bewegung einer Reform des Kapitalismus die Bahn?
Die Übung untersucht die Entstehung des Neuen Geistes des Kapitalismus ausgehend von der Studie der französischen Soziologen Luc Boltanski und Ève Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus, Konstanz 2006, die mit ihrer Zeitdiagnose internationales Aufsehen erregten. Im Zentrum stehen die kritische Textlektüre der soziologischen Studie, die analytisch und empirisch zeithistorische Forschungen leiten kann, sowie der Vergleiche mit anderen Deutungen des modernen Kapitalismus.

Literaturangaben

Luc Boltanski, Ève Chiapello, Die Rolle der Kritik in der Dynamik des Kapitalismus und der normative Wandel, in: Berliner Journal für Soziologie 4 (2001), S. 459-477; dies., Der neue Geist des Kapitalismus, Konstanz 2006; Richard Sennett, Der flexible Mensch. Die Kultur des neue Kapitalismus, München 2000.