300208 Studierende - Universitäten - Politiken (Südasien und Deutschland) (LEH) (SoSe 2014)

Kurzkommentar

Teil I

Inhalt, Kommentar

Mit der Bildungsexpansion nahm die Zahl der Studierenden sowohl in Deutschland als auch in Südasien zu und die Studierenden zeichnen sich heute durch verschiedene Heterogenitätsmerkmale – v.a. Ethnizität, Race, Kaste, Religion, Schichtzugehörigkeit und Geschlecht - aus. Diese Lehrforschung nimmt zur Ausgangslage den Umstand, dass an deutschen Universitäten immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund studieren und dass in den südasiatischen Ländern immer mehr sogenannte ‚nicht-traditionelle‘ Studierende eingeschrieben sind, die u.a. marginalisierten ethnischen Gruppen oder ‚tiefrangigen‘ Hindu-Kasten zugerechnet werden. Ferner wurde verschiedentlich festgestellt, dass Studierende die genannten Heterogenitäten und die damit verbunden soziale (ethnisierende) Grenzziehungen wahrnehmen und höchst individuell verarbeiten.
Im Zentrum des Interesses stehen die Fragen, (erstens) wie diese Grenzziehungen wahrgenommen werden, (zweitens) wie die Studierenden mit diesen Grenzziehungen umgehen, sowie (drittens) welche Effekte diese Grenzziehungen haben können: Wirken die ethnisierenden Grenzziehungen als ‚Enabling‘? (in Bezug auf Rollenmodelle, Solidaritätsmuster) oder aber als ‚Constraining‘? (beispielsweise betreffend der eingeschränkten Handlungsoptionen und Teilhabechancen). Wirkt das Heterogenitätsmerkmal ‚Ethnizität’ an der Universität als Ungleichheit generierend? Und wenn ‚ja’: Durch welche Mechanismen?
Die Universität wird sowohl als Organisation als auch als sozialer Gestaltungsraum gefasst, in dem die Fakultäten und deren Fachkulturen unterschiedliche Rahmenbedingungen bieten. Die Lehrforschung fokussiert auf den Studienverlauf als Weg zum Beruf. Zugleich handelt es sich um eine lebensgeschichtliche Periode, in der verschiedenartige persönliche Dispositionen herausgebildet werden. Diese Wege können höchst unterschiedliche Ausprägung erfahren. Das hängt nicht nur mit der Studienwahl und mit den Betreuungsverhältnissen zusammen, sondern ebenso mit den Formen studentischer Vergemeinschaftung, der Netzwerkbildung, dem sozialen Wissen sowie Praxen, die das Studium begleiten: beim Wohnen, in der Freizeitgestaltung und in der das Studium begleitenden ehrenamtlichen Engagements und Praktika.
Im Rahmen der Lehrforschung soll das Wechselspiel zwischen den organisatorischen Bedingungen der Universität zusammen mit den persönlichen Wahrnehmungen, Beziehungen und Handlungsoptionen betrachtet werden. Gegenstand der Analyse sind insbesondere die Netzwerkbildung, welche die Studierenden praktizieren, Prozesse der Vergemeinschaftung sowie die Zugehörigkeitskonstellationen unter den Peers.
Um diese Fragen umfassend behandeln zu können, bieten sich drei Herangehensweisen an:
a) Rezeption und Diskussion rezenter theoretischen Ansätze in den relevanten Forschungsfeldern ‚Bildung’, ‚Migration’, ‚Interkulturalität’. Dazu gehören „Diskurse der Interkulturalität“, „Umgang mit Differenz“ (z. B. Gleichheitsdiskurs, Universalitätsdiskurs, Essentialisierungsdiskurs /Kulturrelativismus), „Ethnic boundary-making“, „Belonging“ und Themenfelder wie „Diskurse der interkulturellen Bildung“, „Kompetenzen interkultureller Bildung“, „Ungleichheit durch Bildungsinstitutionen“;
b) Empirische Datenerhebung an einer Universität, die der Netzwerkbildung, welche die Studierenden praktizieren, den Prozessen der Vergemeinschaftung sowie den Zugehörigkeitskonstellationen unter den Peers nachgeht.
c) Auswertung des empirischen Datenmaterials mit Hilfe der in Bezug auf a) bezogenen Theorien und Konzepte.

Ausgewählte Literatur:
Anthias, Floya (2002): Where do I Belong? Narrating Collective Identity, Location and Positionality. In: Ethnicities, Jg. 2, S. 491–514.
Berger, P. A. / Kahlert, H. (2008): Institutionalisierte Ungleichheiten. Wie das Bildungswesen Chancen blockiert. Weinheim / München: Juventa.
Darowska, L. / Machold, C. (2010): Hochschule als transkultureller Raum unter den Bedingungen von Internationalisierung und Migration. Eine Annäherung. In: Darowska, L. (Hg.): Hochschule als transkultureller Raum? Kultur, Bildung und Differenz in der Universität. Bielefeld: transcript (Kultur und soziale Praxis), S. 13-38.
Gomolla, M./Radtke, F.-O. ( 2002): Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Karakasoglu,Y. (Hrsg.): (2010) Migration und Begabungsförderung.: Göttingen:V&R unipress.
Nohl, A.-M./ Schittenhelm, K./ Schmidtke, O./ Weiß, A. (Hgs.) (2010): Kulturelles Kapital in der Migration. Hochqualifizierte Einwanderer und Einwanderinnen auf dem Arbeitsmarkt. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
Ofner, U. u. a. (2009): Weiterbildung und die Entstehung neuen kulturellen Kapitals bei hochqualifizierten Migranten und Migrantinnen. In: Alheit, Peter/ Felden, Heide (Hg.): Lebenslanges Lernen und erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Konzepte und Forschung im europäischen Diskurs. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden (Lernweltforschung, 2), S. 231–242.
Parker, L. (2007): Difference, Diversity, and Distinctiveness in Education and Learning. Los Angeles: Sage.
Pfaff-Czarnecka, J. (2007): Multiple Belonging. S. 21-25 in: MAXIM Theater (Hg.), Arbeitsbericht No. 2. Zürich: MAXIM Theater.
Pott, Andreas (Hg.) (2002): Ethnizität und Raum im Aufstiegsprozeß. Eine Untersuchung zum Bildungsaufstieg in der zweiten türkischen Migrantengeneration. Univ., Diss.--Osnabrück, 2001. Opladen: Leske + Budrich.
Raiser, U. (2007): Erfolgreiche Migranten im deutschen Bildungssystem – Es gibt sie doch. Lebensläufe von Bildungsaufsteigern türkischer und griechischer Herkunft. Berlin: LIT.
Terkessidis, M. (2010): Interkultur. Berlin: Suhrkamp.
Tilly, Charles (Hg.) (1999): Durable inequalities. Berkeley, Calif.: Univ. of California Press.
Wimmer, A. (2008): Ethnische Grenzziehungen in der Immigrationsgesellschaft. Jenseits des Herder'schen Commonsense. In: Kalter, Frank (Hg.): Migration und Integration. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft, 48), S. 57–80.
Winker, G. / Degele, N. (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript. Einleitung. S. 9-24

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Richtet sich an Studierende im MA Soziologie, Sozialwissenschaften
Studierende, die an dieser Lehrforschung teilnehmen, müssen mit verschiedenen Verfahren der qualitativen Sozialforschung vertraut sein. Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt ebenso wie regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen, individuelle Beiträge sowie Austausch in der Phase der empirischen Datenerhebung und ihrer Nachbereitung.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  
wöchentlich Di 16-18 U4-120 15.04.-13.05.2014
einmalig Di 16-18 X-C-3-107 27.05.2014
wöchentlich Di 16-18 X-D-2-236 03.06.-15.07.2014
einmalig Mo 16-18 X-E0-211 23.06.2014

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-Soz-M8_LF1 Lehrforschung in Soziologie der globalen Welt Seminar 1 Studienleistung
Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 7.1 Wahl 5 (bei Einzelleistung 4 LP zusätzlich)  

Anforderungen für die Erbringung der Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme, vorbereitende Lektüre von ausgewählten Texten für jede Sitzung, Durchführung empirischer Datenerhebung an einer ausgewählten Universität in Deutschland oder in Südasien. Verfassen eines Lehrforschungsberichtes.

Kein E-Learningangebot vorhanden
registrierte Anzahl: 17
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 20
Adresse:
SS2014_300208@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_35106725@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
4 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Montag, 23. Juni 2014 
Letzte Änderung Räume:
Montag, 23. Juni 2014 
Art(en) / SWS
Lehrforschung (LEH) / 3
Sprache
Diese Veranstaltung wird komplett in englischer Sprache gehalten
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
Fragen oder Korrekturen?
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Planungshilfen
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ID
35106725