300916 Gesellschaftsdiagnosen als Zugriff auf die sozialwissenschaftliche Bildung (Fachdidaktische Vertiefung BA) (S) (WiSe 2023/2024)

Gesellschaftsdiagnosen, auch soziologische Zeit- oder Gegenwartsdiagnosen genannt, haben den Anspruch, grundlegende Charakteristika der modernen Gesellschaft herauszuarbeiten. Sie fokussieren dabei immer ein ganz bestimmtes Kriterium, dem sie ordnungsbildende Funktionen für die Gesellschaft zusprechen. Beispiele hierfür sind Konsum, Beschleunigung, Angst oder Externalisierung.

Diese Vereinfachung macht einerseits den großen Charme von Gesellschaftsdiagnosen aus. Sie sind dadurch weniger komplex als umfassende soziologische Gesellschaftstheorien und damit auch für feuilletonistisch interessierte Lesende jenseits des akademischen Fachpublikums geeignet. Andererseits betont eben jene Fachcommunity das Risiko der Gesellschaftsdiagnosen, starke Vereinseitigungen und Verkürzungen gesellschaftlicher Entwicklung vorzunehmen.

Im Seminar soll geklärt werden, ob Gesellschaftsdiagnosen inhaltliche Zugriffe auf sozialwissenschaftliche Bildung ermöglichen und inwiefern dies zu einem spezifisch sozialwissenschaftlichen Kompetenzerwerb beitragen kann. Hierfür werden verschiedene Gesellschaftsdiagnosen mithilfe sozialwissenschaftsdidaktisch-theoretischer Zugriffe analysiert und erste praxisbezogene Konsequenzen für die sozialwissenschaftliche Bildungsarbeit gezogen.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Ein vorheriger Besuch der einführenden Vorlesung und Übung "Didaktik der Sozialwissenschaften" ist hilfreich und wird empfohlen.

Literaturangaben

Bogner, Alexander (2018); Gesellschaftsdiagnosen. Ein Überblick. Weinheim, Beltz.