Soziologische Theorie, verstanden als ein in sich halbwegs stimmiges und dabei die Wahrnehmung der Wirklichkeit schärfendes, kumulativ weiter verfeinertes Arrangement von sich einander ins Profil setzenden und dabei zugleich auch Substitutionsmöglichkeiten aufscheinen lassenden Begriffen ist ein Ding der Vergangenheit, ein im letzten Viertle des letzten Jahrhunderts ausgelaufenes Unternehmen, das von der Verteilung von Karrierechancen im akademischen Betrieb und der demographischen Entwicklung unseres Fachs nicht mehr getragen und weiter verfolgt wird. Die Zerrüttung unseres Fachs dürfte mit den zahlreichen in den siebziger Jahren dann virulent werdenden Slogans des „bringing back in“ und den nach der Jahrhundertwende folgenden turns, bei denen es immer wieder darum ging bei Umgehung des nötigen Lektürepensums früher längst Bekanntes wieder ins Spiel zu bringen, wenn auch sicherlich nicht allen, so doch vielen Erwachsenen offenkundig geworden sein. Was seitdem unter Theorie vermarktet wird, richtet sich eigentlich nicht mehr an die Vertreter des eigenen Fachs, sondern ist für den breiten Markt geschrieben und lebt von Aktualitätsgetue, griffigen Einseitigkeiten, dem im Saisonwechseln kaum bemerkten Blindbleiben blinder Flecke und kann sich dabei vor allem auf Lektüredefizite vermutlich nicht nur beim anvisierten Publikum stützen. Aber auch diesen Job sollte jemand erledigen und das geht vermutlich nur mehr schlecht als recht. Fachintern scheint, was früher Theorie leisten musste, durch Mantras, wie das esoterische, nämlich tatsächlich wohl nur fachintern adressierte Bekenntnis zum methodologischen Individualismus oder den hier vermeintlich opponierenden, meist exoterisch lancierten immer wieder gerne wiedergekäuten, aber ja auch kaum zu bestreitenden kulturbeflissenen Verweis auf die soziale Natur des Menschen und seine Bauchgefühle oder aber durch die Privilegierung einander die Bühne streitig machender Betroffenheiten in toto substituiert.
Zugegeben: das möchte übertrieben sein und natürlich sollte sich das Geschäft der Theoriearbeit nicht darauf beschränken den einmal erreichten Zenit des state oft the art nur weiter zu tradieren oder museal zu pflegen. Auch das ist zweifellos nötig und vermutlich existentiell. Aber es hat doch parallel zu der eben beklagten Pseudomorphose dessen, was früher einmal Theorie hätte sein können, auch Fortschritte gegeben, vor allem, wenn man die genauere Ausformulierung und modelltechnische Implementation von Ideen und Begriffen ins Auge zu fassen gewillt und vielleicht auch die streckenweise doch methodisch deutlich raffinierter gewordene Auswertung von Daten als ein auch theoretisch erhellendes Unterfangen wertzuschätzen bereit ist, satt sie an die „Empirie“ und bloße Anwendung sicher wegdelegiert zu glauben. Hier will diese Vorlesung versuchen eine kleine Bresche zu schlagen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M1 Einführungsmodul | Grundlagen der soziologischen Theorie | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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