Unter „Diskurs“ versteht Michel Foucault ein Ensemble von Verfahren der Wissensproduktion: institutionelle Versprachlichungsregeln, Archivierungs- und Sammlungsmethoden, Prozeduren der Ausschließung sowie der Verknappung und Effektuierung von Sprache/Wissens-Beziehungen. Literatur, Sprache und Wissen können nach Foucault stets nur vor dem historisch-politischen Hintergrund gesellschaftlicher Praktiken und ihrer Institutionen und als Element eines Machtfeldes analysiert werden (Krieg, Wahnsinn, Klinik, Gefängnis usw.).
Obwohl die Diskursanalyse nicht als Verfahren zur Beschreibung literarischer Texte konzipiert war, hat Foucault der Literaturwissenschaft wichtige Impulse gegeben. Die Diskursanalyse ist daher heute auch Bestandteil der literaturwissenschaftlichen Theoriediskussion sowie der literaturgeschichtlichen Forschungspraxis.
Das Seminar führt in das Theoriekonzept „Diskursanalyse“ ein und macht mit seinen Grundbegriffen vertraut (Autor, Transgression, Episteme, Taxonomie, Dispositiv, Gegendiskurs etc.). Vor allem aber soll Foucault als Leser und Literaturinterpret vorgestellt werden. Der Komplex „Foucault und die Literatur“ lässt sich nämlich nicht nur anhand der berühmten „Methodenabhandlungen“ Foucaults erschließen, sondern auch an seinen eindringlichen Diskursanalysen literarischer Texte (die Interpretation des Don Quijote aus „Die Ordnung der Dinge“, die berühmte Auslegung des „König Ödipus“ von Sophokles u. a.m.).
Schließlich wird es um die theoretischen Fortschreibungen des Foucaultschen Ansatzes in der Literaturwissenschaft selbst gehen. Wir beschäftigen uns mit Jürgen Links und Ulla Link-Heers „Interdiskurstheorie“, mit Klaus Michael Bogdals „historischer Diskursanalyse der Literatur“ sowie mit Stephen Greenblatts kulturwissenschaftlichem Ansatz des sogenannten „New Historicism“.
Zur Einführung:
Achim Geisenhanslüke, „Diskursanalyse“. In: Ders., Einführung in die Literaturtheorie, Darmstadt (WBG) 2006 (3. Aufl.), S. 121-133
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2S | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | ||||||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) |
Aktive Teilnahme: Regelmäßige Teilnahme, Bereitschaft zur Lektüre der Seminartexte und zwei kurze schriftliche Ausarbeitung (Näheres in der ersten Sitzung).
Benotete Einzelleistung: Wissenschaftliche Hausarbeit im Umfang von ca. 15 Seiten oder Übernahme eines Referats mit anschließender Ausarbeitung. Themenabsprachen erfolgen in meiner Sprechstunde.