Investigation: Als Praxis und Arbeit verbinden wir sie üblicherweise mit Polizei und anderen Ermittlungsagenturen, mit Privatermittler*innen und Journalist*innen. Aber ein ›forensic turn‹, eine Wende zu Praktiken und Ästhetiken der Ermittlung und quasi-kriminalistischen Spuren- und Wahrheitssuche lässt sich auch in Arbeiten aus Kunstzusammenhängen der letzten Jahre beobachten, sei es in den vielgestaltigen Ermittlungen der unabhängigen Recherchegruppe Forensic Architecture, den Gegenüberwachungen von Trevor Paglen oder Ingrid Burrington oder den Arbeiten des »Private Ear« und Audioprivatdetektivs Lawrence Abu Hamdan. Im Fall des theoretischen, künstlerischen, investigativen und aktivistischen Arbeitsverbunds um den Architekturtheoretiker Eyal Weizman, der unter dem Projektnamen Forensic Architecture bekannt geworden ist, ist die forensische Arbeit eine Untersuchungen der materiellen Spuren von (hier zumeist staatlich verübter oder sanktionierter) Gewalt, das Sammeln und Auswerten von Indizien und die Präsentation der Ergebnisse vor Gericht oder in politischen Foren. Standen am Anfang Spuren in baulicher Materie (z.B. Einschlagslöcher, Zerstörungsradius) im Zentrum der Ermittlungen – deshalb »forensische Architektur« –, hat sich dieser Fokus inzwischen um komplexe digitale, oft filmisch und datenanalytisch gestützte Untersuchungen und Verfahren erweitert. Immer geht es dabei um ›Gegenforensik‹, um alternative Wissens- und Wahrheitsproduktionen, die staatliche und überstaatliche Machtwissenskomplexe herausfordern.
Die Übung möchte einen Einblick in diese und ähnliche künstlerisch-aktivistische Gegenermittlungen geben und mit ihnen in die Zusammenhänge von Forensik und Ästhetik, von Ermittlungs- und künstlerischer Praxis einführen und ihre theoretischen Grundlagen und künstlerischen und politischen Implikationen diskutieren.
Da ein Großteil des diskutierten Text-, Audio- und Videomaterials in englischer Sprache vorliegt, ist die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischen Texten unerlässlich.
Das Seminar wird als Blockseminar stattfinden und auch digitale Elemente beinhalten (»blended learning«).
Ein Reader wird über den LernraumPlus bereitgestellt. Zur Einführung empfohlen: Eyal Weizman: Introduction: Forensis, in: Forensis. The Architecture of Public Truth, Berlin 2014, online unter: https://architecture.mit.edu/sites/architecture.mit.edu/files/attachments/lecture/Weizman_Introduction-Forensis-libre.pdf
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22-BKG-MTM Modul Theorien und Methoden der Bild- und Kunstgeschichte | Übung zu Methoden der Bild- und Kunstgeschichte | Study requirement
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Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Für eine Studienleistung werden aktive Teilnahme, ein kurzer schriftlicher Beitrag (Protokoll) und die Mitarbeit an einer Arbeitsgruppe erwartet.