Viele Handbücher kommen nach mehr oder weniger langatmiger Erörterung oft zu dem Schluss, Epocheneinteilungen seien allein aus pragmatischen Erwägungen heraus nützlich. Angesichts einer zunehmend globaleren Perspektive auf die Geschichte (gab es in Japan ein Mittelalter? eine Vormoderne?), scheint die Differenz zwischen unterschiedlichen Zeitabschnitten fraglich. Dagegen ist es Ziel der Veranstaltung, deutlich zu machen, wie stark das Verständnis der Gesellschaft der Gegenwart von den (je unterschiedlich gelagerten) Vorstellungen über die Vormoderne abhängt. Anders gesagt: Unterschiedliche Konzepte dessen, was wir unter Mittelalter und Früher Neuzeit verstehen, führen zu sehr unterschiedlichen Vorstellungen darüber, wie wir unsere eigene Zeit begreifen. Insofern ist eine Epocheneinteilung, wie auch immer man sie vornimmt, und ein reflektiertes Wissen über die Vormoderne alles andere als eine Nebensächlichkeit. Denn dies trägt wesentlich dazu bei, ein reflektiertes Konzept der Zeit zu entwerfen, in der wir leben.
Die Veranstaltung will Informationen und Konzepte dazu geben, welches die Hauptcharakteristika der Vormoderne sein können – und was das für die Gegenwart bedeutet. Dazu soll zunächst ein Überblick über die Geschichte der Vormoderne (d.h. des Mittelalters und der Frühen Neuzeit) gegeben werden. Knapp vorgestellt werden sowohl das vormoderne Königtum allgemein und die ‚einschlägigen‘ Dynastien wie Veränderungen auf sozialem und ökonomischem Gebiet (neue religiöse Bewegungen, beginnender Fernhandel, Reformation etc.). Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf grundlegende Phänomene gelegt, die häufig als auf die Moderne vorausweisend interpretiert werden (etwa Investiturstreit als vermeintlicher Beginn der Säkularisierung; Kreuzzüge als Vorboten der europäischen Expansion, Entstehung der Städte als Beginn der Bürgergesellschaft etc.). Im Zentrum steht dabei Mitteleuropa, wobei auch immer wieder Vergleiche mit außereuropäischen Regionen gezogen werden.
Die Vorlesung baut neben dem für diesen Veranstaltungstyp üblichen Dozentenvortrag auch auf der Diskussion kleinerer (Quellen-)Texte auf. Auf kontinuierliche Anwesenheit wie Beteiligung der Studierenden an der Veranstaltung durch Fragen und Diskussionsbeiträge wird besonderer Wert gelegt.
Duchhardt, Heinz Barock und Aufklärung (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 11), München 2007
Kohler, Alfred, Von der Reformation zum Westfälischen Frieden (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 39), München 2011
Meinhardt, Matthias, Andreas Ranft und Stephan Selzer (Hgg.), Mittelalter (Oldenbourg Geschichte) München, 2. Aufl. 2009.
Völker-Rasor, Anette (Hg.), Frühe Neuzeit, (Oldenbourg. Geschichte. Lehrbuch) München 2006.
Zum Schmökern:
Iriye, Akira und Osterhammel, Jürgen (Hgg.), Geschichte der Welt: Weltreiche und Weltmeere 1350/1750, München 2014.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-1.2_b_ver1 Grundmodul Mittelalter/ Frühe Neuzeit - Moderne | Historische Orientierung | Studieninformation | |
22-B4-GM Profilmodul Geschichtswissenschaft (für Studierende ohne Kernfach / Nebenfach Geschichte) | Historische Orientierung | Studieninformation | |
30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | 1. Vorlesung | Studieninformation | |
2. Vorlesung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: