Die hier angebotene Veranstaltung beschäftigt sich mit verschiedenen politökonomischen Konstellationen, in die das Problem der Armut gestellt ist. Da allerdings bei den Gesellschaftsmitgliedern kein allgemeiner Konsens darüber existiert, was eigentlich unter Armut verstanden wird, können heute sehr unterschiedliche Dinge damit gemeint sein. Eine Verständigung darüber herzustellen, worin dieses Phänomen eigentlich konkret besteht, ist darum nicht einfach.
Vor diesem Hintergrund wollen wir eine integrative Perspektive einnehmen, die sich einerseits mit den wirtschaftshistorischen Konstitutionszusammenhängen von Not und Elend beschäftigt. Eine erste Annäherung erfolgt dabei über die Art und Weise, wie Vorurteile gegenüber Armut aber auch Arbeitslosigkeit als „Tragödie des Alltags“ (Bourdieu) in den politökonomischen Verhältnissen unserer Gesellschaft situieren. Während für Malthus Armut als unaufhebbares, notwendiges Übel galt, erklärten andere Denker diese „Gesellschaftskrankheit“ prinzipiell für überwindbar. Diese beiden Positionen bleiben allerdings unbegriffen, wenn nicht andererseits Armut in den Reproduktionsprozess von Reichtum gesetzt wird (Destutt de Tracy). Diese Dialektik verweist auf den Integrationszusammenhang von Politik und Wirtschaft spätestens dort, wo gesellschaftslogische Ordnungsparameter des Staates in verschiedenen Subjektivierungsformen praktizieren und haushalten.
Zu Beginn gehen wir hier also von der widersprüchlichen Arbeitsthese aus, dass, bürgerlich-kapitalistische Produktion vorausgesetzt, gesellschaftlicher Wohlstand nicht ohne soziale Kollateralschäden zu haben, Armut die Kehrseite materiellen Reichtums ist (Butterwegge). Um diese These kritisch zu diskutieren, werden wir uns exemplarisch widmen den Grenzen des Wohlfahrtsstaates und ob dieser Teil der Lösung oder selber das Problem darstellt. Welche Rolle (soziale) Ungleichheit und Gerechtigkeitsaspekte spielen und welche Auswirkungen Armut auf das Gesundheits- und Bildungssystem hat.
Unsere Lernorganisation zielt auf eine dezidiert forschungspraktische Haltung. Eine Offenheit für theoretische Fragestellungen sowie die Bereitschaft zur Lektüre der im Lernraum bereitgestellten Literatur wird vorausgesetzt.
Fragen zum Erwerb von Prüfungs- und Studiennachweisen werden in der ersten Sitzung geklärt.
Zur Vorbereitung auf das Seminar:
Christoph Butterwegge: Ungleichheit in der Klassengesellschaft. PappyRossa Verlag, Köln 2020. Kapitel 1.2. (Text steht im Lernaum zur Verfügung)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
30-M20 Fachmodul Integration I: Politik/Wirtschaft | Integration Politik/Wirtschaft | Studienleistung
|
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.