230164 Heimat denken, Heimat sprechen, Heimat verorten (S) (SoSe 2012)

Inhalt, Kommentar

„Erst die Fremde“, schrieb Theodor Fontane, lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen“. Dass dieser Satz heute immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, hängt vor allem mit variantenreichen Grenzverschiebungen zusammen, deren Gründe auf Migration, Vertreibung und Exil genauso zurückgehen, wie auf wirtschaftliche und kulturelle Globalisierungsprozesse. Fakt ist, dass dabei Grenzen gezogen werden, die sich nicht allein auf der Landkarte finden lassen; durch Grenzen bewerten und werten wir; wir grenzen ein und zugleich aus. Wenn wir annehmen, dass durch Grenzen Bedeutungen, Inhalte, Emotionen, Wissen usw. erzeugt, bestätigt, revidiert oder aufgenommen und eingeschlossen werden, so haben Grenzen auch eine identitätsbildende Funktion, die sich vor allem in der Differenzierung eines „Wir“ und eines „Nicht-Wir“ niederschlägt. Grenzen bilden aber auch Räume, die genauso wie sie selbst, diese identitätsbildende Funktion besitzen. Seit den 1990er Jahren stellt sich die Frage, ob sich Prozesse der Identitätsbildung im Kontext der Geschichte, d.h. historisch vollziehen, oder ob sie vielmehr gegenwartsbezogen sind. Diese und andere Fragestellungen liegen der aktuellen Heimatforschung zugrunde. Wie wird dieser Raum, den man im Deutschen „Heimat“ nennt, erzeugt und welche Prozesse tragen dazu bei, ihm Bedeutungen zuzuschreiben. Im Zentrum des Seminars stehen vor allem folgende Fragen: Wie finden Vorstellungen und Gedanken im Begriff „Heimat“ ihren Ausdruck? Welche Aussagen charakterisieren ihn und wie wird er etikettiert; wie wird „Heimat“ durch Grenzziehung und Raumvorstellung konzipiert und wie wird dieses Konzept durch die Medien - hauptsächlich im Film - reflektiert? Zur Diskussion steht ein Filmmaterial, das auf der Basis der kulturwissenschaftlichen Theorien analysiert werden soll. Bitte beachten Sie den Semesterapparat!

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Gegenwartsliteratur und Medien

Empfohlene Vorkenntnisse:

Özdamar, E. S.: Mutterzunge . 2010.

Zur Erweiterung der thematischen Kenntnisse:
Chiellino, C. (Hg.): Interkulturelle Literatur in Deutschland. 2007.

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Termine und Themen:

Bei der Text- und Filmanalyse stehen folgende Fragen im Vordergrund:

1. Wie wird „Heimat“ konstruiert?
2. Welche Motive und Symbole werden verwendet, um „Heimat“ zu ,definieren‘ und zu ,konstruieren‘?
3. Mit welchen „Heimat“-Konzepten wird gearbeitet?
4. Wie wird „Heimat“ verortet; wo ist die „Heimat“?
5. Wie stehen das Ich, der Erzähler oder die Hauptfigur(en) selbst zu „Heimat“ und wie erklären diese Instanzen ihre eigene Position?

4.4.2012: Einführung in die Geschichte des Heimatsbegriffs
Fragestellung: Was bedeutet der Begriff „Heimat“? Welche Entwicklungen hat er hinter sich? Wie gehen die Literatur- und die Medienwissenschaft mit dem Begriff „Heimat“ um und wie wird er seit den 1990er Jahren definiert?

11.4.2012: H. Müller: „Heimat ist das, was gesprochen wird“ UND „Heimat oder der Betrug der Dinge“

18.4.2012: Özdamar: Mutterzunge.

25.4.2012: Almanya

2.5.2012: Filmanalyse: Almanya; Figuren; Handlungen; Interaktionen

9.5.2012: Filmanalyse: Almanya; Heimat-Konzepte; Verortung der Heimat aus der Sicht der Protagonisten

16.5.2012: G. Grass: "Was gesagt werden muss" - außerplanmäßige Sitzung - bitte bachten Sie die Änderungen in den folgenden Sitzungen!

23.5. 2012: Salami Aleikum

30.5.2012: Filmanalysse: Salami Aleikum; Figuren; Handlungen; Interaktionen

6.6.2012: Filmanalyse: Salami Aleikum; Heimat-Konzepte; Verortung der Heimat aus der Sicht der Protagonisten

13.6.2012: Berlin in Berlin

20.6.2012: Filmanalyse: Berlin in Berlin; Figuren; Handlungen; Interaktionen, Heimat-Konzepte; Verortung der Heimat

27.6.2012: SAID: In Deutschland Leben.

4.7.2012: SAID: In Deutschland Leben.

11.7.2012: Abschlussdiskussion

Literaturangaben

Einstiegslektüre (zur Anschaffung)
Özdamar, E. S.: Mutterzunge . Berlin. 2010.

Zur Diskussion
Almanya. Willkommen in Deutschland. 2011.
Salami Aleikum. 2009.
Berlin in Berlin. 1993.

Abschlusslektüre (zur Anschaffung)
SAID: In Deutschland Leben. Beck. 2004.

Weiterführende Sach-Texte

Applegate, C.: A nation of provincials. The German idea of Heimat. 1990.

Bastian, A.: Der Heimat-Begriff. 1995.

Bausinger, H.: „Globalisierung und Heimat“. In: Engelhardt, W. u.a. (Hg.): Die Welt zur Heimat machen? 2002. S. 29-44.

Chiellino, C. (Hg.): Interkulturelle Literatur in Deutschland. 2007.

Cremer, W. u.a. (Hg.): Heimat . Analysen, Themen, Perspektiven. 1990.

Eigler, F.: Critical Approaches to Heimat and the “Spatial Turn”. In: New German Critique 115, Vol. 39, No. 1, Winter 2012. S. 27-48. (Dieser Artikel begandelt die aktuelle Diskussion über den Begriff "Heimat"; ihre Analyse ist deshalb relevant. Siehe Dokumentenablage".

Erdheim, M.: „Heimat, Geborgenheit und Unbewußtheit“. In: Müller-Funk, W. (Hg.): Neue Heimaten, neue Fremden. 1992. S. 39-52.

Glaser, H. A.: „Neue Heimatliteratur“. In: ders. (Hg.): Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1995. 1997. S. 633-645.

Jimenez, J.: „Heimatlos – Die Wiederkehr der Heimat“. In: Müller-Funk, W. (Hg.): Neue Heimaten, neue Fremden. 1992. S. 169-179.

Müller, H.: Heimat ist das was gesprochen wird . 2001.

Lobensommer, A.: Die Suche nach „Heimat“. 2010.

Pott, Hans-Georg: „Der ,neue Heimatroman ‘? Zum Konzept ,Heimat‘ in der neueren Literatur“. In: ders. (Hg.): Literatur und Provinz. 1986. S. 7-22.

Schumann, A.: Heimat denken: regionales Bewußtsein in der deutschsprachigen Literatur zwischen 1815 und 1914. 2002.

Solms, W. (Hg.): Dichtung und Heimat. 1990.

Welsch, W.: Unsere postmoderne Moderne. 2002.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  
wöchentlich Mi 16-18 C2-144 02.04.-13.07.2012

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Deutsch als Fremdsprache und Germanistik / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) MaDaFG-GLit   4  

Regelmäßie und aktive teilnahme an Diskussionen
Referate
Hausarbeiten

Eine Erweiterung des Themas und der Kenntnisse ist im Seminar "Migrationsliteratur? - Eine Einführung" möglich. Für dieses Seminar existiert ebenfalls ein Semesterappart, der Ihnen zur Verfügung steht.

Kein E-Learningangebot vorhanden
eKVV Teilnahmemanagement:
Bei dieser Lehrveranstaltung wird das eKVV-Teilnahmemanagement genutzt.
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Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 40
Adresse:
SS2012_230164@ekvv.uni-bielefeld.de
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Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_30184803@ekvv.uni-bielefeld.de
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Montag, 13. Februar 2012 
Letzte Änderung Räume:
Montag, 13. Februar 2012 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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ID
30184803