230025 "Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!" - Bertolt Brecht als Lyriker (S) (WiSe 2021/2022)

Was bedeutet es, zu dichten in Zeiten „wo/ Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist/ Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt", wie es in An die Nachgeborenen heißt?

Der Name Bertolt Brecht (1898 – 1956) wird oft mit dem epischen Theater in Verbindung gebracht. Aber Brecht hat nicht nur Theaterstücke geschrieben, sondern – neben Prosa – viele Gedichte und auch Songs. In diesem Seminar wollen wir Bertolt Brecht als Lyriker in den Fokus rücken. Dabei wollen wir uns insbesondere auf Gedichte aus den unterschiedlichen Lebens- und Schaffensphasen Brechts konzentrieren, die sich (im weitesten Sinne) dem Politischen zuordnen lassen und diese einer genauen Lektüre und gemeinsamen Diskussion unterziehen.

Wie in den folgenden Beispielen schon festgestellt werden kann, sind die politischen Gedichte Brechts sehr facettenreich und unterschiedlich – es lohnt sich also, diese genauer unter die Lupe zu nehmen:

„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.“
(Bertolt Brecht)

Aber auch:

„Adolf Hitler, dem sein Bart
Ist von ganz besondrer Art.
Kinder, da ist etwas faul:
Ein so kleiner Bart
Und ein so großes Maul.“
(Bertolt Brecht)