Gab es eine Stunde Null? Wie nahmen Literaten und Historiker die Brüche und Kontinuitäten in der deutschen Nachkriegsgeschichte 1945-1949 wahr? Welcher Erwartungshorizont prägte ihren Erfahrungsraum? Welche Wechselwirkung bestand zwischen den Zeitwahrnehmungen einerseits und sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Entwicklungsprozessen sowie »kritischen Ereignissen« (Hiroshima, Kalter Krieg) andererseits? Das interdisziplinäre Seminar untersucht, ausgehend von diesen Fragen, literarische und zeithistorische Stellungnahmen zur Geschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit. Ausgehend von der Prämisse, dass »Literatur als Geschichtsschreibung« (Hans Magnus Enzensberger) ein Ansatz ist, der Schriftsteller im sich neu formierenden literarischen Feld nach 1945 geleitet hat, richtet sich das Erkenntnisinteresse auf die Konkurrenz von Literatur/Geschichte um die legitime Zeitdiagnose.
Schwerpunkte bilden u.a. die historischen Zeitdiagnosen von Hannah Arendt, Günter Anders, Eugen Kogon und Friedrich Meinecke sowie die literarischen Zeitdiagnosen von Bertolt Brecht, Heinrich Böll, Wolfgang Borchert, Heinar Kipphardt, Thomas Mann und Theodor Plievier.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar: Kontinuierliche Teilnahme, Übernahme eines Referats als Gruppenreferat möglich, schriftliche Hausarbeit einen benoteten Schein; für Historikerinnen und Historiker im Rahmen der in das Seminar integrierten Übung zusätzlich: Kurzreferat zu zeitgeschichtlichen Schwerpunktthemen oder Rezension 5 Seiten.
Einführende Literatur: Nicolas Berg, Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung, Göttingen (Wallstein) 2003; Ludwig Fischer (Hg.), Literatur in der Bundesrepublik Deutschland bis 1967, [Hansers Sozialgeschichte der Literatur, Bd, 10], München (dtv) 1986; Hans Magnus Enzensberger, »Literatur als Geschichtsschreibung«, in: ders., Scharmützel und Scholien. Über Literatur, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 2009, S. 26-44; Uta Gerhardt, Soziologie der Stunde Null. Zur Gesellschaftskonzeption des amerikanischen Besatzungsregimes in Deutschland 1944-1945/46, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2005 Michael Th. Greven. Politisches Denken nach 1945. Erfahrung und Umgang mit der Kontingenz in der unmittelbaren Nachkriegszeit, Opladen (Buderich) 2007; Ralf Schnell, Geschichte der deutschsprachigen Literatur seit 1945, Stuttgart/Weimar 2003, Petra Stuber, Spielräume und Grenzen. Studien zum DDR-Theater, Berlin (Ch. Links) 1998.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2L | 4/7 | |||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2L | 4/7 | ||||
Studieren ab 50 |
Für Studierende der Geschichtswissenschaft setzt sich diese interdisziplinäre Veranstaltung zusammen aus Seminar plus Übung. Die Teilnahme an der Übung setzt die Teilnahme am Seminar voraus.