260016 Aspekte der Philosophie der internationalen Beziehungen (S) (SoSe 2021)

Eine Philosophie der internationalen Beziehungen (und nicht allein eine Reflexion über die innerstaatlichen Beziehungen) wurde erst möglich, als, zum ersten Mal in Kants Friedensschrift, das Modell der staatlichen Souveränität als einziger Garant einer Rechtsordnung in Frage gestellt wurde. Erst dann konnten normative Wesensfragen der Herrschaftslegitimität, der Gerechtigkeit, der Rechts- und Friedensordnung die Grenzen des Staates überwinden. Ab dem Moment, wo die politische Philosophie den Referenzbereich der Staatlichkeit als Ausgangspunkt ihrer normativen Fragen verließ, konnten die inhaltlichen Probleme der Innenpolitik Gegenstand der Philosophie der internationalen Beziehungen werden. Die Begründung und normative Grenzen der Souveränität, die politische Selbstbestimmung, die Rechtfertigung der Staatsgrenzen und der Sezession, die Allgemeingültigkeit und der Geltungsbereich der Menschenrechte, das Verhältnis zwischen Menschenrechten, Bürgerrechten und Pflichten des Staates sowie die Grundlage der Rechts- und Gerechtigkeitsordnung und ihr Anwendungsbereich werden gleichberechtigt nach ihrer Legitimität sowohl innerhalb wie außerhalb der Nationalgrenzen untersucht und hinterfragt.
Im Seminar sollen wichtige Themen der Philosophie der internationalen Beziehungen anhand von Texten analysiert und diskutiert werden, die beispielsweise die Begründung von Staatsgrenzen, Migrationen, das Recht auf Sezession, globale Markwirtschaft, globale Gerechtigkeit oder humanitäre Intervention behandeln.
Das Seminar findet parallel zu einer Vorlesung zum selben Thema statt und ergänzt diese. Beide Veranstaltungen, das Seminar und die Vorlesung, können dennoch unabhängig voneinander besucht werden.