In den sozialistischen Staaten wurde Wissenschaft und Technik ein besonderer Stellenwert für gesellschaftliche Entwicklungen zugesprochen. Die DDR verstand sich als ein auf den wissenschaftlichen Prinzipien des Sozialismus basierender Staat, in dem Wissenschaft staatspolitische Relevanz besaß. 1964 erhob die SED Wissenschaft neben Kapital, Arbeit und Boden sogar zur "vierten Produktivkraft". Im Sinne der Parole Ulbrichts, "Überholen ohne einzuholen", sollten wissenschaftliche und technische Entwicklung dazu beitragen, die Überlegenheit des sozialistischen Gesellschaftsmodells zu demonstrieren. Diesen rhetorischen Strategien, mit denen die herausragende Rolle von Wissenschaft und Technik in der DDR begründet wurde, standen extrem ungünstige Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler und Ingenieure entgegen: eine desolate wirtschaftliche Situation, ein zu keinem Zeitpunkt völlig behobener Akademikermangel und die Ost-West-Konkurrenz. Der Kalte Krieg der Wissenschaft bedeutete für die DDR-Forscher die weitgehende Isolation von der internationalen Wissenschaftlergemeinde.
War eine Wissensproduktion unter solchen Bedingungen überhaupt möglich? Wenn, welche Leistungen wurden vollbracht und wie sind sie heute zu bewerten? Welche Erkenntnisse bietet das Beispiel DDR für die Analyse des Wissenschafts- und Politik-Verhältnisses? In dem Seminar werden verschiedene Zugangsweisen zum Thema ausprobiert. Zu Beginn wird ein einführender Block zur theoretischen und methodischen Herangehensweise an die Wissenschafts- und Technikgeschichte der DDR stehen. Im Folgenden sollen sowohl Orte der Wissensproduktion (Universitäten, Akademie der Wissenschaften, Großforschungsinstitute) als auch Disziplinen (Biologie, Physik, Ingenieurwissenschaften und Kybernetik) betrachtet werden. Anhand ausgewählter Fallbeispiele und Quellen werden die Studierenden befähigt, sich selbstständig in das relativ neue zeithistorische Thema einzuarbeiten und eigene Beiträge zu leisten.
Das Seminar wird für die Studiengänge der Geschichtswissenschaften, den Schwerpunkt "Wissenschaft und Technik" im Diplomstudiengang Soziologie und den MA "History, Philosophy and Sociology of Science" an der Universität Bielefeld angeboten.
Ash, Mitchell: Wissenschaft, Politik und Modernität in der DDR. Ansätze zu einer Neubetrachtung, in: Weisemann, Karin, Peter Kröner, Richard Toellner (Hg.): Wissenschaft und Politik. Genetik und Humangenetik in der DDR (1949 - 1989), Münster: Lit 1997, S. 1-25. Kocka, Jürgen: Wissenschaft und Politik in der DDR, in: ders., Mayntz, Renate (Hg.): Wissenschaft und Wiedervereinigung. Disziplinen im Umbruch, Berlin: Akademie-Verlag 1998, S. 435-459. Hoffmann, Dieter und Kristie Mackrakis (Hg.): Naturwissenschaft und Technik in der DDR, Berlin: Akademie-Verlag 1997.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | A4; B1; B2; B3; B4 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A4; B | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.6 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | 4.3.3 | Wahlpflicht | 9 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.2.6 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | ||
History, Philosophy and Sociology of Science / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 3 | Wahlpflicht | 1. 2. 3. | scheinfähig HS | ||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 3.1b | |||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.4 (DPO02) | Wahlpflicht | HS |